Sarrazin vor Rücktritt? : Nichts als Wunschdenken
So, die Opposition rechnet also mit dem baldigen Rücktritt von SPD-Finanzsenator Thilo Sarrazin. „Ziemlich sicher“ ist sich Grünen-Fraktionschefin Sibyll Klotz, dass er darüber nachdenkt. Fest rechnet ihr FDP-Kollege Martin Lindner damit, „folgerichtig“ wäre es für die CDU. Ziemlich sicher ist jedoch nur eins: dass hier alle drei allein ihr Wunschdenken offenbaren.
Kommentar von STEFAN ALBERTI
Denn Sarrazin macht in diesen Tagen weniger denn je den Eindruck eines Mannes, der kurz davor ist, die Brocken hinzuwerfen. Sicher, es gibt die bald schon obligaten Mahnungen an den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, seinen Parteifreund Sarrazin zurückzupfeifen. Und da macht sich auch der kolportierte knackige Spruch des Regierenden gut, „der Thilo“ solle jetzt mal seine Charts stecken lassen.
Charts, das sind Sarrazins berühmt-berüchtigte Folien mit immer neuen Sparideen. Sie sind zum Inbegriff der rot-roten Sparaktivitäten geworden. Und weil sie das sind, ist der Mann, der sie aufmalt, umso wichtiger. Sarrazin, dieser so leidenschaftslos auftretende 58-jährige Kassenwart, ist die Klammer einer Senatsmannschaft, in der zwangsläufig jeder seinen eigenen Bereich schützen will. Kippt Sarrazin, kippt der Sparkurs, kippt die angestrebte Haushaltskonsolidierung und damit das zentrale Projekt des rot-roten Senats.
Das wissen im Senat auch jene, die in ihren Ressorts weit weniger sparen wollen, als es ihnen die Bildchen des Finanzsenators vorschreiben, egal ob bei der SPD oder der PDS. Deshalb wird Sarrazin Berlin erhalten bleiben – zumindest solange es Rot-Rot gibt.