: Sanfte Umdrehungen
Mit mildem Lächeln und Asthmahusten: Senta Berger lässt als Kriminalrätin Prohacek gekonnt den korrupten Beamtenapparat für sich spielen („Unter Verdacht – Das Karussell“, 20.40, Arte)
VON SUSANNE LANG
Um einer Finanzbeamtin wie dieser die Türe zuzuknallen, muss man nicht Eva Prohacek heißen. Aber wie sie dieser migränenden Arbeits- und Auskunftsverweigerin die Tür zuknallt, das kann eben nur die Münchner Kriminalrätin, diese Senta Berger, die kurz ein „Leise? – Selbstverständlich“ flötet und dem System aus Filz und Spezlwirtschaft mit einem herb-charmanten Lächeln an den Kragen geht. Wer in diesen rätselhaften Wahlkampfwochen immer noch über das aufgesetzte Erfolgslächeln von Angela Merkel sinniert, sollte sich gerne mal an jenes von Eva Prohacek halten.
Seit drei Jahren spielt Berger in der mit Grimme- und Deutschem Fernsehpreis ausgezeichneten Krimi-Reihe „Unter Verdacht“ die immer etwas blass aussehende, müde und asthmatische Kriminalrätin Prohacek, die freilich trotzdem raucht, und das leidenschaftlich. Die immer genau dort zum Einsatz kommt, wo sich Spezlwirtschaft, die legendären „oberen 10.000“, die High Society mit den Staatsinstitutionen verbandelt hat, und ihr Kapital daraus schlägt.
Diesmal ermittelt Prohacek vordergründig in einem tödlichen Unfall mit Fahrerflucht, bei dem die Eltern des 12-jährigen, aus Russland stammenden Boris ums Leben kommen. Ein symbolischer Zusammenprall aber auch, der Prohacek und ihren Kollegen André Langner (Rudolf Krause) auf die Spur der illegalen Steuermachenschaften von Forstwirt Janker (Christian Redl) und seiner Frau bringt, die von höchster politischer Ebene gedeckt werden. Das Ehepaar hat gemeinsam mit dem zwielichtigen Geschäftspartner Edgar Keller (Martin Feifel) das Familienunternehmen Richterwerke, mit so genannten Karussellgeschäften saniert – mit Scheingeschäften, für die das Finanzamt Umsatzsteuer in Millionenhöhe erstattet, die nie abgeführt wird.
Dass das Drehbuch sehr konventionell gehalten ist und mit wenig Überraschungen aufwartet, kommt der eigentlichen Handlung nur zugute: In Wirklichkeit geht es nicht um die Frage, wer den Wagen gefahren hat, sondern wie Prohacek die Regeln des Systems für sich arbeiten lässt. Wie sie dem Ministerialdirektor schließlich doch nachweist, dass er sich um die entscheidenden Steuerunterlagen „persönlich gekümmert hat“. Und trotzdem den Weg des „Freundschaftsdienstes“ geht, um den Jungen vor seiner drohenden Abschiebung zu bewahren. Das alles, selbstverständlich, mit ihrem Lächeln.