: San Jose las Flores wartet
■ Erlanger wollen Partnerschaft mit Dorf in El Salvador / SPD–Mehrheit dafür, SPD–Bürgermeister dagegen / Duarte–Militär stoppte Besuchs–Delegation
Aus Erlangen Wolfgang Gast
Eine Patenschaft mit dem Dorf San Jose las Flores hat sich der Erlanger „Koordinierungskreis El Salvador“ zum Ziel gesetzt. Die Initiative will damit die 800 Bewohner des Ortes in der Provinz Chalatenango an der Grenze zu Honduras direkt unterstützen. Der Ort wurde Anfang der achtziger Jahre von der Armee zerstört. Die Bewohner haben sich vor einem Jahr gegen den Willen der Militärs wieder in ihrer Heimat angesiedelt und den Wiederaufbau begonnen. Doch eine Erlanger Delegation, die den Kontakt zu den Bürgern des Ortes herstellen und Sach– und Geldspenden übergeben sollte, stieß auf massive Schwierigkeiten. Vier Versuche der zwei Stadträte (SPD und Grüne) sowie eines Mitarbeiters des Dritte–Welt–Ladens, in den Ort zu gelangen, scheiterten am Widerstand der Militärs. Der Delegation gelang es dennoch, über den Dachverband der Wiederansiedelungsprojekte CNR (Comitee Nacional Repoblacion) Kontakt zur gewählten Vertretung der Ortschaft, der „Junta directiva“, herzustellen. In einem Brief, der über die Kanäle des CNR die Erlanger erreichte, schreiben die Bewohner: „Vielleicht könnt Ihr Euch jetzt vorstellen, was wir in den sechs Jahren Krieg ertragen mußten; und auch jetzt, bei unserer Wiederansiedlung, müssen wir mit den ständigen Verwüstungen durch die Regierung und das Militär fertig werden. Aus all diesen Gründen bitten wir Euch, nicht aufzugeben, denn mit Eurer Solidarität gebt ihr uns die Kraft und den Mut, weiterzugehen.“ Internationale Betreuung des Projetkes ist denn auch der einzige Schutz, den die Bewohner haben, erklärte der grüne Stadtrat Paul Pömsl. San Jose las Flores liegt in dem von der Guerilla kontrollierten Gebiet. Das Militär verfolgt in diesen Provinzen die Politik der verbrannten Erde. Der Delegation gelang es, Kontakte zwischen dem Erlanger DGB und dem salvadorianischen Gewerkschaftsbund UNTS sowie zwischen den beiden örtlichen evangelischen Kirchen herzustellen. Einer regulären Städtepartnerschaft stehen nicht nur kommunalrechtliche Bestimmungen entgegen. Auch Erlangens SPD–Oberbürgermeister Hahlweg hat im Gegensatz zu seiner Fraktion deutlich abgewunken. Günther Dingfelder, Stadtrat der Sozialdemokraten und Delegationsmitglied, glaubt dennoch, daß es möglich sein müßte, den Bewohnern des Dorfes San Jose las Flores Gelder aus dem Erlanger Stadtsäckel zufließen zu lassen, es ist eine Summe von ungefähr 10.000 Mark im Gespräch. Die Gelder müßten dann allerdings über persönliche Kontakte ausgehändigt werden. Am 28. Juli veranstaltet der Koordinierungskreis um 19 Uhr im Erlanger Gemeindehaus am Bohlenplatz einen Info–Abend zu den Ergebnissen der Reise.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen