kellers randspur: Samstag
Empfehlungsschreiben
„Berlin – Best of“
Viel Schimpf erntete jüngst der neu angelegte und fürwahr weiten Teils eher nichtsnutzige Musikkanal Viva plus. Aber er hat seine Momente. So wenn im Umfeld von Zuhälter-Imitatoren wie P. Diddy unverhofft Harry Rowohlt aus dem Off fünf Bücher nennt, die zu lesen den Kindern am Bildschirm garantiert nicht zum Schaden gereicht. Überdies nach seinen fünf Lieblingslangspielplatten befragt, empfahl Herr Rowohlt – der sich bislang nur selten, aber dann gleich maßgeblich als Musikjournalist betätigte – Asleep at the Wheel, Shel Silverstein und natürlich Dr. Hook and the Medicine Show, die einst aufs Cover des Rolling Stone genommen wurden, weil sie mit einem Song über das Cover des Rolling Stone in die Hitparaden eingefallen waren. Das, liebe Robbie-Williams-Anbeter dort draußen, ist echte Chuzpe.
(15.00 Uhr, Viva plus)
Doppelnummer
„Die Barbaren“
Fantasy, Mystery, Sword & Sorcery, alles wieder in schönstem Schwange und doch in den 80ern schon mal in allen Variationen durchgespielt. Leider verloren gegangen ist allerdings der schöne Brauch, dass schlitzohrige italienische Produzenten respektive das dynamische Duo Menahem Golan/Yoram Globus oder aber alle zusammen Billigversionen bekannter Erfolgsfilme anrichten. Wenn also Herr Schwarzenegger erfolgreich als Schlagetot „Conan“ das Schwert lupfte, dann trumpfte Rom mit gleich zwei Muskelgebirgen auf, bei denen es sich, es geht ja immer noch ein bisschen toller, gar um Zwillinge handelte. Die hauen ordentlich zu und drein, ein Künstler- und Artistenvölkchen von der Tyrannei zu befreien. Regisseur Ruggero Deodato hat außerdem so schlimme Dinge wie „Mondo Cannibale 2“ und „Nackt und zerfleischt“ auf dem Sündenkonto, inszeniert inzwischen aber brav fürs Fernsehen. (20.15 Uhr, Kabel 1)
Grundwehrdienst
„H.A.R.T. – Spezialeinheit 500“
Klingt auch wieder nach nichts Gutem, aber Obacht. Der auf wahren Begebenheiten basierende Film folgt den Erlebnissen einer jungen Soldatin, die mit ihren Kampfgefährten zum Elitetraining in ein philippinisches Dschungel-Camp verschickt wird. Auch die Vorbereitung auf eine Gefangennahme durch den Feind und auf etwaige Folterungen stehen auf dem Ausbildungsplan. Diesem Part widmet sich der Lagerkommandant mit besonderer Wonne. Und da weibliche Armeeangehörige natürlich eine Vergewaltigung in Betracht ziehen müssen, greift er auch schon mal persönlich in den Unterricht ein … „Hell Camp“ erzählte schon elf Jahre vor Ridley Scotts „Die Akte Jane“ nahezu die gleiche Geschichte, wahrte aber kritische Distanz zum Militär, verzichtete auf nationalistisches Pathos und die bei Scott übliche gelackte Bildgestaltung. Die Hauptrollen spielen Lisa Eichhorn, Tom Skerritt und Richard Roundtree.
(0.10 Uhr, Pro 7)
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