Samstag in bremen : „Es ist ein schwieriger Kampf“
Das erste Stück öffentlichen Raums wird nach Paula Modersohn-Becker benannt
Ein Paula Modersohn-Becker-Steg, wie Sie ihn heute zwischen Kunsthalle und Goetheplatz einweihen, ist schön und gut. Aber wäre eine richtige Brücke nicht angemessener?
Uta Gerpott, Bremer Frauenmuseum: Der Meinung sind wir auch. Aber unsere Bemühungen, etwas Repräsentativeres zu finden, waren eben nicht erfolgreich.
Die Erdbeerbrücke zum Beispiel muss doch nicht ewig nach Karl Carstens benannt bleiben.
Das bleibt ohnehin die Erdbeerbrücke. Aber über den Frauen-Ausschuss haben wir schon vor Jahren beantragt, auf den Wegweisern nicht nur „Kunstsammlungen Böttcherstraße“ zu schreiben, sondern auch auf das Modersohn-Becker Museum hinzuweisen. Aber das zuständige Ressort hat gar nicht erst geantwortet.
Andererseits wird Modersohn-Becker seit Jahrzehnten als Touristenwerberin genutzt. Haben Sie eine Erklärung, warum man sich mit Benennungen so schwer tut?
Insgesamt sind nur zehn Prozent der Bremer Straßen nach Frauen benannt, es ist ein schwieriger Kampf. Aber wir sind froh, dass der Beirat Mitte jetzt immerhin diesen schön geschwungenen Steg nach Paula benennt.
Er ist wirklich schön, hat aber nur Enten als Anwohner – mit anderen Worten: Paula Modersohn-Becker hält gar nicht Einzug in den Bremer Stadtplan.
Das ist uns bewusst. Aber vielleicht wird die Stadt jetzt ja auch mal aktiv und sucht nach geeigneten Straßen oder Plätzen.
Hat die alte Diskussion um „Modersohn-Becker“ versus „Becker-Modersohn“ bei Ihrer Initiative eine Rolle gespielt?
In der Tat. Wir hätten es passender gefunden, wenn ihr Mädchenname, also Becker, vorangestellt worden wäre. Aber das war wohl nicht möglich, weil sich die männlich dominierte Reihenfolge über Jahrzehnte eingespielt hat. Fragen: Henning Bleyl
Einweihung: Samstag 16 Uhr, Dagmar Papula liest aus „Ich, Paula Becker-Modersohn“