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Sambias Vier-Stunden-Putsch

Lusaka (taz/afp) - In Sambia hat am Wochenende ein vermeintlicher Putschversuch stattgefunden. Am Samstag morgen um drei Uhr hatte ein Radiosprecher verkündet, das Militär habe Präsident Kaunda gestürzt und die Macht in Sambia übernommen. In den Slums der Hauptstadt Lusaka brach daraufhin ein Freudenfest aus. „Kaunda ist fort! Kaunda ist tot!“ jubelten Demonstranten und marschierten ins Stadtzentrum, um den Umsturz zu feiern. Um sieben Uhr war der vermeintliche Staatsstreich aber schon zu Ende. Im Radiozentrum wurden vier Putschisten von regierungstreuen Soldaten verhaftet. Es habe gar keinen Putsch gegeben, verkündet die Rundfunkstation jetzt. Die Bevölkerung solle zu Hause bleiben; andernfalls werde es festnahmen und Erschießungen geben. Die Atmosphäre in der Hauptstadt wurde derweil zunehmend nervöser. Soldaten feuerten auf Lastwagen, in denen sich Demonstranten auf dem Weg ins Stadtzentrum befanden. Der Flughafen wurde abgesperrt. Ein Regierungssprecher sagte im Fernsehen, bei dem Putschversuch habe es sich um die Tat einer „verwirrten Person“ gehandelt. Schließlich wandte sich Präsident Kaunda selbst an die Öffentlichkeit. Er werde die Verantwortlichen hart bestrafen, erklärte der seit 26 Jahren alleinregierende Diktator: „Die gegen mich das Schwert erheben, werden durch das Schwert umkommen.“ Seit vergangenen Montag sind bei Unruhen in Lusaka mehr als 30 Menschen von Kaundas Soldaten getötet worden.

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