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Archiv-Artikel

Salzauer Audienzen

Von PS

Dass einem Land wie dem unsrigen dies zuteil wird, macht doch gar tränenreich: Denn längst vergessen sind jene Ären, in denen monarchische Häupter sich zum Patron über allerlei Festivals erhoben. Schnöd-profane Politiker jeglicher Couleur sind es heut zumeist, die allerlei – zum Glück kostenneutrale – Schirmherrschaften übernehmen.

Kaum glaublich daher, dass sich His Royal Highness Prince Edward, Earl of Wessex, Jahrgang 1964, am kommenden Wochenende zur abermaligen Eröffnung des 18. Schleswig Holstein Musikfestivals nach Deutschland bemüht; genauer: zur Eröffnung des diesjährigen Großbritannien-Schwerpunkts unter dem Motto „Great Britain lässt bitten“. Und Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis selbst wird ihn am Flughafen Fuhlsbüttel abholen; sonst hätte er sich sicher im Großstadt-Dschungel verirrt. Eine Ansprache in der Neumünsteraner Holstenhalle sowie auf Schloss Gottorf stehen auch auf dem Programm.

Dass der jüngste Sohn der Queen, der leider ohne Gemahlin Sophie anreist, der Kultur nie abhold war, zeigen im Übrigen seine vorrangig militärischen Titel, die die Homepage der Royal Family auflistet; unter anderem ist Edward Antony Richard Louis Colonel-in-Chief of The Saskatchewan Dragoons, was bestimmt manches heißen will. Und erst die Schirmherrschaften, die seine Hoheit innehat: Von Birmingham Symphony Orchestra über das Cambridge Classworks Theatre bis zu den London Mozart Players reicht die Palette; mit dieser Vorbildung wird er wohl auch die zum Festival anreisende (ewige) Academy of St. Martin in the Fields, sowie den (gleichfalls ewigen)Dirigenten Sir Neville Marriner sowie den Geiger Nigel Kennedy vom Fußvolk unterscheiden können.

Und wer weiß, vielleicht hat man dem Königskind Derartiges bisher schlicht vorenthalten, sodass er jetzt nach Kultur-Input giert wie ein Verdorrender in der Wüste. Warum sonst sollte er auf Schloss Salzau freudig die Gelegenheit wahrnehmen, mit den aus Großbritannien angereisten Künstlern ins Gespräch zu kommen? Queen Mum muss ihm solche Kommunikations-Eskapaden daheim wohl streng verboten haben. PS