■ Kommentar: Sag' schön danke
Kann denn Krise Sünde sein? In diesen langweiligen, ereignislosen Zeiten? Dafür, daß die Statt Partei im vergangenen Oster- und in diesem Sommerferienloch für Krach im Rathaus und schönste Schlagzeilen sorgte, gebührt ihr eigentlich der Hamburger Pressepreis.
Menschlich, allzu menschlich auch der Statt-Wunsch, es möge sich ein Erfolg (Ladenschluß) durch plumpes Wiederholen (Sparpaket) wiederholen. Wäre die erste Garnitur der Statt Partei nicht im Urlaub gewesen, wer weiß, ob der Mut zum Unsinn sich so ungehemmt hätte entfalten können.
Wenn die Anti-Sparpaket-Mehrheit im Bundesrat aber wirklich von den Hamburger Stimmen abhängig gewesen wäre, Bürgermeister Henning Voscherau hätte die Statt Partei erheblich gnadenloser untergebuttert. Denn Neuwahlen sind erträglicher als eine sozialdemokratische Sinnkrise.
Profilierungs-Zwänge werden indes nur bei der Ein-Prozent-Statt-Partei vermutet. Doch die SPD, die als Retter der Gerechtigkeit aus der Krise hervorgegangen ist, hätte eine Werbeveranstaltung in eigener Sache nicht wirkungsvoller inszenieren können. Fast ist man versucht zu glauben, die Grauen bekämen für dieses Ball-Zuspielen SPD-Wahlkampfkosten zugewiesen. Doch soviel Witz ist den piefigen Möchtegern-Rebellen der Statt Partei nicht zuzutrauen.
Trotzdem könnte Voscherau etwas mehr Dankbarkeit zeigen. Nicht alle Tage bekommt er Gelegenheit darzulegen, weshalb er die SPD für eine unverzichtbare Größe hält. Ein nettes Wort für die Mehrheitsbeschaffer wäre angebracht. Wir appellieren: Sag' schön danke, Henning.
Silke Mertins
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