Das Portrait: Sachsen voran bei den Bündnisgrünen
■ Gunda Röstel
Unglücklicher hätte sie wohl kaum starten können. Eine Woche zu früh war die Information heraus: Die sächsische Bündnisgrüne Gunda Röstel tritt als Nachfolgekandidatin für Krista Sager im Bundesvorstand an. Dafür bekam sie am Wochenende das Votum des sächsischen Landesvorstands. Doch erst am kommenden Sonnabend wird sie sich dem Ost-Länderrat vorstellen. Der erfuhr davon nun aus der Presse.
Bundespolitisch ist die 34jährige Schulleiterin aus Flöha bei Chemnitz bisher nicht aufgetreten. In Sachsen aber ist sie so unbekannt nicht. Gunda Röstel ist Gründungsmitglied von Bündnis 90/Die Grünen im Freistaat. Sie war für das Neue Forum an den Fusionsverhandlungen mit den Grünen beteiligt und hat so auch den „sächsischen Sonderweg“ beim Aufbau eines bündnisgrünen Landesverbandes geprägt: Integration statt Addition von Bürgerbewegung und West-Grünen.
Für das Neue Forum saß sie im ersten freigewählten Kreistag von Flöha. In den ersten bündnisgrünen Landesvorstand wurde sie als Beisitzerin gewählt. Zu den Landtagswahlen 1994 war sie auf Platz drei der Landesliste eine der großen Hoffnungen der sächsischen Bündnisgrünen – des „realpolitischsten ostdeutschen Landesverbandes“, wie er sich damals, auf dem Höhepunkt der Schwarz-Grün-Debatte, selbst gern bezeichnete. Nach der verlorenen Wahlen trat Landessprecherin Gunda Röstel zurück.
Im Sommer dieses Jahres wählte der Landesparteitag sie erneut zu einer der Beisitzerinnen des Vorstands. Ihr Beruf prägt auch das von ihr bevorzugte Politikfeld: Sie ist bildungspolitische Sprecherin der Partei. Die Lehrerin an einer Förderschule war Anfang 1989 geschaßt worden – sie hatte einen Ausreiseantrag gestellt. 1990 wurde sie an der gleichen Schule zur Rektorin gewählt. Gunda Röstel ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Landesgeschäftsführer Hubertus Grass lobt Gunda Röstel als „kommunikativ und innovationsfreudig“. Doch erst der inoffizielle Ost- Länderrat wird mit seiner Entscheidung zeigen, „ob sie vom Osten getragen wird“. Sie wäre neben der Leipziger Bundestagsabgeordneten Antje Hermenau die zweite Frau aus Sachsen, die bei den Bündnisgrünen Bundespolitik mitbestimmt. Detlef Krell
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