: SU: Die Rückkehr der Kriegsfilme
An dem Tag, an dem Bundeskanzler Helmut Kohl zu Gesprächen nach Moskau kam, stand im sowjetischen Fernsehen ein Kriegsfilm auf dem Programm. Das sowjetische Fernsehen hat vor einigen Wochen wieder damit begonnen, regelmäßig Filme über die Erfolge der sowjetischen Armee auszustrahlen. Solche „Kunstwerke“ waren zwei Wochen vor dem Moskau-Besuch des Kanzlers im Oktober 1988 für längere Zeit von den Bildschirmen verschwunden.
Zuvor war ein Großteil der sowjetischen Fernsehabende mit Kriegsfilmen aus den fünfziger und sechziger Jahren bestritten worden. Zu Hochzeiten des Kalten Kriegs waren jede Woche bis zu sechs Kriegsfilme auf den sowjetischen Bildschirmen zu sehen. Mit Beginn der Amtszeit vom Staats und Parteivorsitzenden Michail Gorbatschow verschwanden sie dann immer mehr und wurden zuletzt nur noch an den wichtigsten Gedenk- und Jahrestagen des Zweiten Weltkriegs gezeigt. Die sowjetische Armee beklagte sich schon darüber, daß sie im Fernsehen zuwenig gewürdigt würde. Als Alternative zum sowjetischen Kriegsfilm stand, ein ganz seltener Fall, ein amerikanischer Film auf dem Programm: Wenige Stunden nach der Abreise von US-Außenminister James Baker lief dort - diplomatische Geographie aufs Fernsehprogramm übertragen - die Gangsterkomödie aus den Vereinigten Staaten „Wie klaut man eine Million?“ von William Wyler.
afp
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