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'STUBU‘: Schwarze Musik nur für Weiße

■ „STUBU„-Besitzer wegen Ausländerfeindlichkeit von den eigenen Beschäftigten verlassen / „Wir verkaufen und nicht“

„Wir arbeiten zwar für 12 Mark, aber dafür verkaufen wir uns nicht.“ Kommentar von sechs Beschäftigten des STUBU, die am Sonntag nacht ihre Jobs als Türsteher, Kassierer oder Gardobiere in der Diskothek Hinter dem Schütting kündigten. Der Grund: Zum wiederholten Male hatte Inhaber Rainer Büsing einen Gast des Ladens verwiesen und als Begründung schlicht und einfach angeführt, daß der Ausländer sei. Für die sechs Jungs war das der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Der italienische Gast, den sie auf Anweisung des Chefs hinauskomplimentieren mußten, war nämlich schon des öfteren in der Disko gewesen

mit und ohne Wissen von Büsing. Die Sechs quittierten den Dienst und teilten ihm mit, daß sie „nicht länger den Kopf für seine Ausländerfeindlichkeit hinhalten“ wollten. Büsings Antwort: Hausverbot auch für seine Ex-Angestellten.

Das STUBU, zu guten alten Zeiten in der Ostendorpstraße noch allseits geschätzter StudentInnen- und Szenetreff, ist heute eine der bestbesuchtesten Innenstadt-Diskos. Das Publikum, in der Mehrzahl zwischen 20 und 25, hat den von Büsing gewünschten Wechsel weg vom „Wollsocken„-Image mitvollzogen. Zur Musik („Die Charts rauf und runter“) tanzen in dem großen Keller, dessen Interieur aus Plakatwänden und Lampions an längst vergangene Geschmackszeiten erinnert, Nacht für Nacht Hunderte von BesucherInnen. Unter ihnen immer auch einige wenige BremerInnen mit nicht-deutscher Herkunft.

Doch ist Besitzer Büsing am Abend anwesend, wird nach Erfahrung der Angestellten willkürlich ausgesiebt. Mal müssen selbst ausländische Freunde der STUBU -Beschäftigten vor der Tür bleiben (Büsing zu einem Türsteher: „Wenn ihr solche Freunde habt, könnt ihr Euch gleich verpissen.“), mal läßt der Chef, nachdem er ein paar Bier intus hat, Leute, die vorher die Gesichtskontrolle passiert hatten, nach geraumer Zeit wieder rausschmeißen („Wenn ich den Typen schon seh‘, krieg‘ ich das Kot

zen“). Doch der Attraktivität des Ladens tat diese öffentlich zur Schau getragene Ausländerfeindlichkeit keinerlei Abbruch. An Spitzentagen konnte Büsing allein mit den Eintrittseinnahmen über 10.000 Mark verbuchen. Und auch Ausländer, die schon mehr als einmal die Erfahrung machen mußten, unerwünscht zu sein, kommen immer wieder und probieren „ganz artig“ (wie sich einer der Ex-Türsteher erinnert), ob sie hereingelassen werden.

Wie ungeniert Büsing von seinem Hausrecht Gebrauch macht,

zeigt ein anderes Beispiel. Kurz vor Sylvester wollten zwei Farbige ins STUBU. Der Besitzer, der jedem, ob er's hören will oder nicht, berichtet, daß er „Schwarze grundsätzlich für Drogendealer und Kameltreiber“ hält, verkündete gleich: „Die braucht Ihr erst gar nicht reinzulassen.“ Die beiden Möchte-Gern-Gäste fragten ihn gelassen und in bestem Deutsch, ob es daran liege, daß sie eine schwarze Hautfarbe hätten. Büsings Antwort war ein schlichtes Ja. Bei einem anderen Vorfall hatte er als

Grund der Zurückweisung gesagt: „Weil Du Ausländer bist, weil Du eine Goldkette trägst und lange Haare hast“.

Die sechs jungen Männer, die nach eigenem Bekunden schon längst den Schritt der Kündigung hätten gehen müssen, dies aber deshalb nicht machten, weil viele ihrer Freunde dort verkehren, hoffen, daß sie NachahmerInnen finden, die Büsings Art ebenso unmöglich finden. Ihre Einschätzung: „Der tickt ab, der ist unberechenbar.“

Andreas Hoetzel

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