: STADTALLENDORF, STADT UND DORF
Der hessische Industriestandort hat viel mit Wolfsburg gemein. Nicht nur, weil eine Stadtallendorfer Eisengießerei lange Motorblöcke für Volkswagen gegossen hat. Beide Orte sind Hinterlassenschaften eines Unrechtsregimes. In Stadtallendorf wurden die riesigen Areale zweier NS-Munitionswerke nach dem Krieg einer zivilen Nutzung zugeführt. Noch heute arbeiten und wohnen Stadtallendorfer in Bunkerbauten. Oder sie beten dort, wie die mehr als 15 Prozent Bevölkerung islamischen Glaubens – in einer Moschee, die der Dynamit-Aktiengesellschaft (DAG) als Werkstattgebäude diente. Das von Zwangsarbeitern in den Allendorfer Munitionsfabriken erwirtschaftete Vermögen steckt teilweise in der umstrittenen Kunstsammlung des Friedrich Christian Flick. Dessen Vater, der Rüstungsindustrielle Friedrich Flick, war unter anderem Vorstandsmitglied der DAG. Als Rechtsnachfolger der Dynamit-Aktiengesellschaft verweigert der Flick-Konzern bis heute die Zahlung angemessener Entschädigungen an NS-Zwangsarbeiter.