: SPK
Gegen Ende der 70er Jahre wurden neben Gruppen wie Throbbing Gristle, den Neubauten oder Cabaret Voltaire auch SPK. aus Neuseeland zu den einem größeren Publikum bekannten Vertretern von „Industrial Music„-Musik, die offensiv und gewalttätig gegen eingewurzelte Vorstellungen von Harmonie und Schönheit vorgingen. „Marching Music für psychic Youth“ nannten sie das. Dabei gingen diese Gruppen sehr viel innovativer und überlegter mit ihrem Material um, als es die Punks taten, der schwere Takt der industriellen Zivilisation mischte sich mit den Rhythmen des Herzschlags, Readymades vom Tonband mit Geschrei, archaische Trommeln mit Synth -Geräuschen.
All das waren viel eher Projekte zur Änderung des Lebens, eine ungemütliche Veränderung, als die Produktion von konsumierbarer und hitfähiger Musik. In den zehn Jahren, die diese Gruppen existieren, hat sich sehr viel daran geändert. Industrialmusic scheint selbst für Maschinenbaustudenten erträglich geworden zu sein, fashionable Theaterregisseure reißen sich um die Neubauten oder Laibach, und die Swans predigen die Liebe zu Gott.
Auch SPK - das Kürzel bedeutete nacheinander „Sozialistisches Patienten Kollektiv“, „Seppuko“ (die japanische Art des Selbstmords) und „Surgical Penis Klinik“
-sind nach zwei sehr aggressiven LPs und einem Abstecher in Discogefilde melodisch und moderat geworden - so ihre Platte „Zahmia Lehmanni, Songs of Byzantine Flowers“, auf deren Cover sich Zitate französischer Decadents des 19.Jahrhunderts mit musikwissenschaftlichen Ausführungen über byzantinische Musik des Mittelalters treffen. Ihre neue Platte heißt „Oceania“, und man kann dazu tanzen. Im Herbst kommen SPK wahrscheinlich wieder nach Europa.
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