SPD: Schmidt nennt Vogts Kritiker bescheuert
Die ehemalige Familienministerin Renate Schmidt sieht Parallelen bei Karriere der zwei SPD-Frauen
BERLIN taz Zwei Tage vor dem Landesparteitag der baden-württembergischen SPD hat die ehemalige Bundesfamilienministerin Renate Schmidt der bedrängten Ute Vogt den Rücken gestärkt. Es sei "bescheuert" von der SPD-Landeschefin jetzt eine Entscheidung über die Spitzenkandidatur für Wahl im Jahr 2011 zu verlangen, sagte Schmidt taz.de. "Das macht sie nur kaputt. Diejenigen, die das wollen, haben nur im Sinn, ihr zu schaden." Eine Spitzenkandidatin müsse im Vorfeld einer Wahl nominiert werden, nicht mehr als drei Jahre davor.
Vogt ist in ihrem Landesverband umstritten und steht am Freitag auf einem Parteitag zur Wiederwahl. Sie will dort auch beschließen lassen, dass über die Spitzenkandidatur erst später entschieden wird. Kritiker hätten es lieber vorher.
Bei ihrer ersten Kandidatur gegen Erwin Teufel im Jahr 2001 hatte Vogt für die SPD 33 Prozent geholt - ein Plus von acht Prozent. Fünf Jahre später stürzte sie gegen Günther Oettinger wieder auf 25 Prozent ab.
Auch Schmidt hatte nach Wahlniederlagen mit ihrer Partei zu kämpfen. 2000 schmiss sie Partei- und Fraktionsvorsitz in Bayern hin. Sie sagte jetzt, sie erkenne Gemeinsamkeiten in der Karriere der beiden Frauen. "Es gab auch bei mir regelmäßig Solidaritätsbekundungen und gute Wahlergebnisse und danach immer wieder Mist. Es werden interne Dinge durchgestochen, die Partei beschäftigt sich mit sich selbst und zwischendurch wird es verletztend. Mich hat damals ein Parteifreund als Altbäuerin, die ihren Hof aufgeben soll, bezeichnet."
Schmidt fügte hinzu, es sei immer dasselbe: "Frauen werden zu Hoffnungsträgerinnen stilisiert. Das ist gut, weil es die Durchsetzungkraft erhöht. Das ist schlecht, weil die Hoffnungen zu hoch sind." Der SPD in Baden-Württemberg gab die Fränkin zu bedenken: "Man kommt nie allein dadurch an die Macht, dass man gut ist - wurscht, ob Mann oder Frau. Die anderen müssen schlecht sein."
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