: SPD will Stelzenautobahn schlucken
■ Beirat Obervieland beriet über umstrittene Autobahntrasse
Die Obervieländer Bevölkerung ist empört. Rund hundert Leute erschienen am Dienstag abend auf der Beiratssitzung, auf der die geplante Autobahneckverbindung, die sogenannte „Stelzenautobahn“, bereits zum dritten Mal auf der Tagesordnung stand. Die Autobahn soll das Güterverkehrszentrum mit der A 1 verbinden. Die von Senat bevorzugte Variante A läuft im Norden an der Neuenlander Straße vorbei, stakt auf Stelzen am Flughafen vorbei, um dann von der Neuenlander Straße Richtung Süden, parallel zur Kattenturmer Heerstraße auf die A 1 zu treffen.
Der Streckenabschnitt, der die Kattenturmer Heerstraße entlasten soll, werde vorerst gar nicht gebaut, so die Befürchtung der AnwohnerInnen, und die Belastung dieser Straße werde noch mehr zunehmen. Außerdem wehren sich die Obervieländer gegen Lärm und Emissionen des Bauvorhabens.
Die Grünen forderten den Beirat auf, das Projekt abzulehnen. Der Straßen würden nicht entlastet, sondern der Verkehr konzentriert.
Die Beschlußvorlage der SPD- Mehrheitsfraktion, die Variante A des Senats zugunsten der Variante B (Untertunnelung des Flughafens) abzulehen, wurde vorerst ausgesetzt:
Auf Antrag der CDU will der Beirat warten, bis sich der Bausenator vor dem Beirat geäußert hat. Zum zweiten Mal hatte sich trotz Einladung kein Senatsvertreter auf der Beiratssitzung blicken lassen.
Daß überhaupt gebaut werden müsse, versuchte Beiratssprecher Hans-Jörg Neitzel den AutobahngegnerInnen schmackhaft zu machen:
Schließlich ginge es um Arbeitsplätze und um die Kanalisierung des Verkehrs. Neitzel: „Der Antrag der Grünen ist zu begrüßen, aber nicht machbar. Von den Fröschen, die wir schlucken müssen, ist die Variante B die tragbarste.“ Die will allerdings der Bund nicht bezahlen. Ein Bürger: „Geht es hier nur darum, was der Bund bezahlen will oder auch um die Gesundheit der Menschen und die Lebensqualität?“
Schon im Juli hatte der Neustädter Beirat die Variante A der Autobahn abgelehnt und sich für eine noch andere Lösung — die Untertunnelung der Neuenlander Straße entschieden. Neitzel zeigte sich verärgert, daß der benachbarte Beirat kein Interesse an einer Zusammenarbeit gezeigt hatte: „So kann man keine gemeinsamen Konzeptionen entwickeln.“
Ortsamtsleiter Siegmund Eibich hegt „begründete Zweifel an der Seriosität des Gutachtens“, auf dessen Grundlage der Senat die Variante A als billigste Lösung darstellt. Seine Erklärung für den Senatsbeschluß: Die Trasse A sei die Schnellste und könne schon benutzt werden, wenn erst ein Teilabschnitt fertig ist. bear
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen