SPD macht Spielchen : Katzen in Säcken
Die Machtspielchen in Hamburgs SPD nehmen groteske Züge an. Wie in alten Zeiten wird taktiert und intrigiert, Gerüchte werden gestreut und falsche Fährten gelegt. Mit der verheißenen Politik für die Stadt hat das wenig zu tun, mit persönlichem Ehrgeiz umso mehr.
Kommentarvon SVEN-MICHAEL VEIT
Natürlich ist es verständlich, dass Parteichef und Bundes-Generalsekretär Olaf Scholz und Ex-Bürgermeister Henning Voscherau sich – im Gegensatz zu Thomas Mirow – nicht zu früh aus der Deckung wagen wollen. Zwei Jahre Wahlkampf aus der Berliner Zentrale oder vom Wandsbeker Altenteil führen zu müssen, ist voller Risiken.
Allerdings führen sie damit ihre eigene Forderung nach Neuwahlen in Hamburg ad absurdum. Wer Regierungschef von Beust in zwei Wochen in der Bürgerschaft stürzen will, muss öffentlich die Alternative benennen, um ernst genommen zu werden. Katzen in Säcken kauft den Sozialdemokraten in dieser Stadt niemand mehr ab.
Der Zeitplan der SPD ist durch die Regierungskrise in Hamburg durcheinander gekommen, und das ist ihr anzumerken. Weder personell noch programmatisch war die Partei auf diese unverhoffte Chance vorbereitet. Sie hat sie verstreichen lassen in der Gewissheit, dass die WählerInnen nach zwei weiteren Jahren Schwarz-Schill in Scharen die SPD anflehen werden, doch bitte wieder zu regieren.
Ihren Hochmut hat diese Partei nicht verlernt.