■ COUCHPOTATO'S CHIPS & TIPSVON HARALD KELLER: SAMSTAG
HEISSE COLTS
IN HARTEN FÄUSTEN
Oder „Heiße Colts und kühle Köpfe“. Warum nicht „Reden ist Silber, Schweigen ist Colt“? Beziehungsweise „Sein Colt war geladen, doch der Kopf blieb leer?“. Keine Einwände gegen „Man nannte ihn den Schweiger, doch sein Colt sprach Bände“. Endlich mit Peckinpah: „Bringt mir die Köpfe deutscher Titel-Händler“.(ZDF, 20.15 Uhr)
MOON 44
Auch in seinem vierten Film suchte Roland Emmerich in fernen Galaxien nach dem Goldenen Mondkalb, fand aber nur abgedroschene Klischees der Gefängnis- und Fliegerfilmgenres. So klamm die Story daherkommt, in punkto handwerklichen Könnens hat Emmerich vielen seiner deutschen Kollegen einiges voraus. Michael Pare, Lisa Eichhorn und Malcolm McDowell spielen die Hauptrollen.(ARD, 22.15 Uhr)
DIE FRAU AM STRAND
„Renoir hat sehr viel Talent, aber er ist keiner von uns“, soll Hollywood- Produzent Darryl F. Zanuck über Auguste Renoirs filmenden Sohn gesagt haben, der sieben Jahre lang in Hollywood arbeitete. Auf den Mißerfolg Die Frau am Strand reagierte das Filmstudio RKO mit der vorzeitigen Auflösung seines Vertrages, und der französische Autor, Regisseur und Schauspieler Jean Renoir kehrte nach Europa zurück. Trotz dieses Mißerfolges im fernen Amerika: The Woman on the Beach war eine Art Avantgardefilm, der ein Vierteljahrhundert früher zwischen Nosferatu und Caligari seinen würdigen Platz gefunden hätte.(Kabelkanal, 23.50 Uhr)
UNDER FIRE
Nicht gerade eine Feinanalyse der nicaraguanischen Verhältnisse war Roger Spottiswoods emotionsgeladener Politthriller doch ein wirkungsvoller Kommentar zur Politik der damaligen US-Administration, die alles daran setzte, die sandinistische Regierung zu destabilisieren. Der blonde Bär Nick Nolte spielt den abgebrühten Fotoreporter Russell Price, für den der Einsatz im nicaraguanischen Bürgerkrieg nur einer von vielen ist. Unter dem Eindruck der Verhältnisse verläßt er jedoch die Position des neutralen Beobachters und ergreift Partei für die Aufständischen. Neben Joanna Cassidy, Jean- Louis Trintignant und Gene Hackman brilliert Ed Harris als skrupel- und gesinnungsloser Söldner.
(ARD, 23.55 Uhr)
IHR DEUTSCHEN
Während sich die Nordkette mit der Sendung Wir Deutschen den Schauplätzen germanischer Geschichte nähert, bleibt die ARD in der nicht immer erfreulichen Gegenwart und läßt vier AusländerInnen zu Wort kommen, die ganz eigene Erfahrungen mit dem Volk der Dichter, Denker, Richter und Lenker gemacht haben.
(ARD, 22.35 Uhr)
VON DER TERRASSE
Anders als im wirklichen Leben vertragen sich die Eheleute Paul Newman und Joanne Woodward in diesem Schluchz- und Seufzermelodram überhaupt nicht. Paul ist ein tüchtiger Finanzberater geworden, weil er den kaltherzigen Vater (Leon Ames) übertrumpfen wollte. Dads Gefühllosigkeit hat bereits die Mutter (Myrna Loy) in den Alkohol getrieben, und Sohnemann macht's auch nicht besser — bis er den materiellen Dingen entsagt und an der Seite einer Jung-Frau die Happy-End- Stufe erklimmt. Und wir nehmen erfreut zur Kenntnis, daß auch auf den Terrassen besserer Kreise nicht nur eitel Sonnenschein herrscht.(Bayern 3, 22.30 Uhr)
HOLLYWOOD SHUFFLE
Schwarze Filmkünstler mußten seit jeher ausgefuchster sein als ihre weißen Kollegen, um im amerikanischen Studiosystem Fuß fassen zu können. Die Vorgeschichte manch eines Filmvorhabens ist schon für sich ein spannendes Abenteuer. Der Schauspieler Robert Townsend beispielsweise finanzierte seinen Debütfilm, indem er den Begriff „Kreditkarte“ sehr wörtlich auffaßte — was ihm bei kleinlicher Betrachtungsweise als Betrug ausgelegt werden könnte. Glücklicherweise fand Townsend später in der Samuel Goldwyn Company einen Distributor, der das Projekt unterstützte, so daß er die Soll-Beträge rechtzeitig ausgleichen konnte. In seiner mit nur 100.000 Dollar budgetierten Filmsatire verarbeitete Townsend seine eigenen Erfahrungen als schwarzer Schauspieler in Hollywood, dem immer wieder nur die üblichen stereotypen Rollen angeboten werden: Butler, Zuhälter oder Straßengangster.
(RTL plus, 0.45 Uhr)
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