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SAMSTAG

Krimiautoren werden bisweilen als Windprüfer des politischen Zeitgeistes eingesetzt. Denn sie haben eine Nase für das, was einem blöden Outsider sonst eher verborgen bleibt. Etwa für den Tatbestand, daß selbst nach dem Dahinschmelzen des Ost- West-Eisblocks viele seiner ehemaligen unrühmlichen Begleiterscheinungen noch munter existieren. Das Heer der Spione beispielsweise rudert auch im Tauwasser noch kräftig mit. Der WDR1 verleiht mit Eric Ambler dem Spionage-Thriller wieder Gewicht. Nachruf auf einen Spion ist ein flotter Dreiteiler aus der WDR-Frühjahrskollektion. Er wird heute, am 23.Mai, und am 30.Mai um jeweils 11.05Uhr ausgestrahlt. Joseph Vadassy, ein ungarischer Sprachlehrer, ist die tragische Hauptfigur des Hörspiels. Durch eine zufällige Vertauschung des Fotoapparates gerät er in die Fänge der französischen „Staatssicherheit“. Den Erholungsurlaub kann sich der Held abschminken, denn die Polizeibürokratie macht aus ihm den prototypischen Gehetzten. Autor Ambler blickt hier wieder einmal mit seinen gefürchteten Röntgenaugen ins marode Innere der Gesellschaft. Mit seinen Werken wird der eingefleischte Optimist die Welt doch noch verbessern. Denn, so seine Altersweisheit: „So, wie die Dinge heute liegen, erscheint mir der Thriller noch das letzte Refugium für einen Moralisten.“GeHa

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