piwik no script img

■ Couchpotatos Chips 6 TipsSAMSTAG / SONNTAG

Legende

Nicht immer steht der Name des mitunter überschätzten Ridley Scott automatisch für einen guten Film. Seine Arbeit an „Legende“ beispielsweise erschöpfte sich im ungenierten Plündern des Genrebaukastens. Von Max Reinhardts „Ein Sommernachtstraum“ bis zu „The Last Unicorn“ wurde alles abgegriffen, was zum gleichfalls zusammengeräuberten Skript von William Hjortsberg paßte. Tom Cruise, der mit seinem Beitritt zur Scientology- Sekte endgültig den Verstand im Beichtstuhl abgegeben hat, schafft es gar, noch dämlicher als sonst schon aus der Wäsche zu gucken; Mia Sara und das letzte Einhorn erstrahlen in makelloser Schönheit, und Tim Curry als — wie originell — „Herr der Finsternis“ markiert den Kinderschreck.

(ARD, 14.15 Uhr)

Wetten, daß...?

...wird heute zum letzten Mal von Thomas Gottschalk angepfiffen, der, darin mit der taz-Medienredaktion sich einig wissend, Blondinen bevorzugt, geben sich doch Catherine Deneuve und Howard Carpendale nicht nur die Ehre, sondern auch die Klinke in die Hand. Dagegen gebricht es den betagten Herren der Bombastrock-Formation Emerson, Lake & Palmer nicht nur an blonder Haartracht, sondern auch an altersadäquat-distinguiertem Benehmen: Mit ihrem Auftritt erheben sie lautstark Anspruch auf den Gary-Glitter- Preis für das peinlichste Comeback des Jahres.

(ZDF, 20.15 Uhr)

Kampf gegen die Mafia

Stephen J. Cannell folgt als TV- Autor und -Produzent gern bewährten Rezepten. Er scheute nicht den Versuch, den einst als Perry Mason so beliebten Raymond Burr wiederum zum Hauptdarsteller einer Anwaltsserie zu machen, die jedoch über den Pilotfilm nicht hinauskam. Ganz dreist zeigte sich Cannell in der kürzlich von Pro 7 ausgestrahlten Post-„Twin-Peaks“-Kurzserie „Das Psycho-Dezernat“ („Broken Badges“), deren Charaktere unübersehbar aus anderen Reihen stammten. Eine vergleichsweise eigenständige Leistung war die von Cannell mit konzipierte Serie „Rockford“ sowie die 1987 gestartete Krimireihe „Kampf gegen die Mafia“ („Wiseguy“), die „tatsächlich den besten Werken der amerikanischen Kriminalliteratur gleichwertig, manchen sogar überlegen“ ist (Martin Compart). Nach der Erstausstrahlung und der derzeit noch laufenden ersten Wiederholung auf RTLplus nimmt sich nun, beginnend mit dem Pilotfilm, ORB 3 des Themas an.

(ORB 3, 23.30 Uhr)

Mit dem Rücken zur Wand

Edouard Molinaros 1958 entstandener Debütfilm war ein düsterer Psychokrimi im Stil der „serie noir“. Jeanne Moreau spielt die untreue Ehefrau eines Unternehmers. Als der Gehörnte von seinem Nebenbuhler erfährt, inszeniert er eine perfide Intrige: Er schickt seiner Frau anonyme Erpresserbriefe und vermittelt ihr den Eindruck, ihr Liebhaber sei der Absender. Zunächst scheint seine Rechnung aufzugehen, das Verhältnis der beiden Ehebrecher kühlt merklich ab... Die 'Filmkritik‘ dazu in einer zeitgenössischen Rezension: „Die Sache ist geschickt konstruiert und sensibel, wenn auch nicht alarmierend inszeniert und fotografiert. Auch in diesem Film fällt die Humorlosigkeit der jungen ,harten‘ französischen Schule auf.“ Molinaro nahm sich's zu Herzen und reüssierte später im heiteren Genre.

(ARD, 23.23 Uhr)

Abschied von einer Insel

Pat, ein junger weißer Lehrer, findet Anstellung auf einer kleinen Insel vor der Küste South Carolinas. In seiner Schule werden ausschließlich schwarze Kinder unterrichtet, beziehungsweise verwahrt, denn niemand arbeitet wirklich mit den Kindern, die als buchstäblich „unbelehrbar“ gelten. Pat geht mit Enthusiasmus an seine Aufgabe heran, und es gelingt ihm, seine Schützlinge mit unkonventionellen Methoden zum Lernen zu motivieren. Er hat Erfolg, aber seine Vorgesetzten halten wenig von Pats unorthodoxem Umgang mit den SchülerInnen: Er muß die Insel verlassen...

Ein Teil der US-Filmkritik monierte, daß der Pädagoge, der als integre Figur den vernachlässigten kleinen Kindern beisteht, von einem Weißen (Jon Voight) gespielt wurde. Der schwarze Filmhistoriker Donald Bogle dagegen stufte den Film als „sehenswert“ ein und fand ihn vergleichsweise realistisch sowie gut inszeniert. Die afroamerikanische Schauspielerin Madge Sinclair lieferte nach Meinung vieler Kritiker eine „Oscar“-reife Leistung, wurde aber nicht einmal nominiert.

(Kabelkanal, 16.40 Uhr)

Sonne, Sex und Schneegestöber

Der Titel klingt nach seichtem Klaumauk; die ZDF-Spielfilmredaktion aber verspricht eine freche Filmsatire. Das mag angehen, konnte doch Regisseur Patrice Leconte mit Filmen wie „Die Verlobung des Monsieur Hire“ oder „Der Mann der Friseuse“ berechtigte Meriten einheimsen. Das Schauspielerensemble besteht nicht gerade aus Chargen: Josiane Balasko („Zu schön für dich“), Michel Blanc („Abendanzug“) und Thierry Lhermitte („Die Bestechlichen“) sind Namen von Rang. Der als deutsche Erstaufführung angekündigte Film ist die Fortsetzung der Urlaubersatire „Sonne, Sex und Strandgetümmel“ und wurde wiederum mit der Theatergruppe „Splendid“ erarbeitet, deren Mitglieder ihre Erfahrungen als Touristenunterhalter einbrachten.

(ZDF, 20.15 Uhr)

Tatort

Die kauzigen „Tatort“-Kommissare Stoever (Manfred Krug) und Brockmöller (Charles Brauer), vor wenigen Wochen in Sachen Kinderpornographie aktiv, ermitteln erneut in einem Fall mit brisanter Thematik: Nachdem ein Klinikpatient unerwartet verbleicht, bemüht sich eine der Krankenschwestern um Aufklärung des mysteriösen Todesfalles, welcher mit der Erprobung eines neuartigen Rheumamedikaments in Verbindung stehen könnte. Kurz darauf wird die Hobbykriminalistin ermordet, wodurch nicht nur die in Rede stehende Angelegenheit eskaliert, sondern auch der Personalmangel im Pflegebereich sich merklich verschlimmert.

(ARD, 20.20 Uhr)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen