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Russischer Abzug wird fortgesetzt

■ Sicherheitsberater Lebed einigt sich mit dem Präsidenten Tschetscheniens auch auf die Bildung einer Koalitionsregierung. Lebed nimmt Nato-Einladung an

Nowi Atagi (AFP/dpa/taz) – Der seit vergangener Woche unterbrochene Abzug der russischen Truppen aus Tschetschenien wird fortgesetzt. Sicherheitsberater Alexander Lebed sagte gestern nach Gesprächen mit Vertretern der tschetschenischen Unabhängigkeitskämpfer: „Der Abzug wird fortgesetzt.“ Lebed teilte mit, daß er mit dem tschetschenischen Präsidenten Selimchan Jandarbijew auch eine grundsätzliche Einigung über die Bildung einer Koalitionsregierung für Tschetschenien erzielt habe. Die Regierung aus Unabhängigkeitskämpfern und Vertretern der prorussischen Kräfte solle bis zur Abhaltung freier Wahlen im Amt sein. Bisher waren die Rebellen gegen die Beteiligung von Politikern der von Moskau eingesetzten Regierung. Der russische Rückzug war in der vergangenen Woche ausgesetzt worden, da sich beide Seiten nicht über den Austausch von Gefangenen einigen konnten.

Lebed wollte auch über verschwundene Aufbauhilfen aus Moskau für Tschetschenien sprechen. Nach Lebeds Angaben wurden rund 10,5 Billionen Rubel (etwa drei Milliarden Mark) gestohlen, die Moskau in den vergangenen 18 Monaten an die prorussische Regierung in Grosny gezahlt habe.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax hat Lebed eine offizielle Einladung der Nato angenommen. Er wolle während des Besuches am 7. und 8. Oktober vor der Nato-Generalversammlung sprechen und den Widerstand Rußlands gegen die Osterweiterung der Allianz bekräftigen, sagte Lebed.

Die Geiselnahme eines Abgeordneten der Kaukasusrepublik Dagestan ist unblutig zu Ende gegangen. Der Kidnapper hatte einen mit 35 Passagieren besetzten Bus fast eine Stunde lang festgehalten. Der bewaffnete Mann gab sich als Tschetschene zu erkennen, der seine gesamte Familie im Krieg verloren habe. Nach Verhandlungen ließ er die Geiseln frei und nahm statt dessen den Abgeordneten Gaschdi Maschadow als Geisel, der sich dazu bereit erklärt hatte. 18.000 Mark aus Maschadows Vermögen nahm der Kidnapper zudem an sich. An der Grenze ließ der Entführer den Parlamentarier frei und verschwand zu Fuß über die Grenze. Zuvor bot Maschadow seinem Entführer noch ein Glas Wein an, um nach Angaben der Behörden dessen Fingerabdrücke zu sichern.

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