: Russische Truppen schlagen Tschetschenen zurück
Drei Städte zurückerobert. Moskau bekräftigt „tschetschenische Spur“ bei Anschlägen
Moskau/Grosny (AP/dpa) – Die russischen Truppen haben eigenen Angaben zu Folge die Gegenoffensive der tschetschenischen Kämpfer zurückgeschlagen und die militärische Initiative wieder an sich gerissen. Nach schweren Artillerie- und Luftangriffen seien die Städte Schali, Argun und Gudermes wieder völlig unter russischer Kontrolle, hieß es gestern. Fallschirmjäger besetzten den Angaben zu Folge zudem eine strategisch wichtige Stellung in den Bergen im Süden der Kaukasusrepublik. Kampfhubschrauber setzten ihre massiven Raketenangriffe auf vermutete Rebellenstellungen in der Hauptstadt Grosny fort.
In der Nacht zu gestern verhinderten die russischen Einheiten nach eigenen Angaben einen Ausbruchsversuch von 30 Rebellen aus Grosny. Dabei seien neun Tschetschenen erschossen worden. Die Luftwaffe habe am Dienstag mehr als 40 Kampfeinsätze geflogen. Nach einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur ITAR-TASS wurden am Dienstag bis zu 70 Rebellen getötet. Die russischen Verluste wurden von der Nachrichtenagentur Interfax auf 15 tote und 38 verwundete Soldaten beziffert.
Der tschetschenische Präsident Aslan Maschadow hat die russische Führung erneut zu einem politischen Dialog über die Zukunft der Kaukasus-Republik aufgerufen. „Alle Probleme sollten friedlich gelöst werden“, sagte Maschadows Sprecher Selim Abdulmuslimow gestern in Grosny.
„Nach Meinung Maschadows besteht immer noch die Möglichkeit, alle Fragen der Beziehungen zwischen Russland und Tschetschenien am Verhandlungstisch zu lösen.“ Sollte die Zahl der Opfer unter der tschetschenischen Zivilbevölkerung steigen, könne die Situation außer Kontrolle geraten, sagte Abdulmuslimow.
Unterdessen hat die russische Führung gestern ihre bisherigen Behauptungen bekräftigt, bei einer Serie von Bombenanschlägen gegen Wohnhäuser in Russland im vergangenen September gebe es eine „tschetschenische Spur“. In den vergangenen Tagen hätten sich „handfeste Beweise“ dafür gefunden, dass die Sprengsätze in Tschetschenien vorbereitet worden seien. Das erklärte in Moskau der Sekretär des nationalen Sicherheitsrates, Sergej Iwanow. Russische Einheiten hätten bei ihrem Vormarsch im Ort Urus-Martan ein Rebellenlager gefunden, in dem Sprengstoff entdeckt worden sei. Die chemische Zusammensetzung entspreche der des bei den Anschlägen benutzten Sprengstoffs.
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