piwik no script img

Runder Tisch fordert Frauenvotum

Berlin (adn) — Für ein gesamtdeutsches Frauenvotum zum Paragraphen 218 hat sich der Frauenpolitische Runde Tisch gestern in Berlin ausgesprochen. In einer Presseerklärung lehnt das Gremium die vom Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit vorgelegten Richtlinien für die Förderung von Schwangerschaftsberatungsstellen ab. Mit diesen hinter verschlossenen Türen ausgehandelten Richtlinien solle offensichtlich versucht werden, die im Einigungsvertrag vorgesehene Übergangslösung von zwei Jahren für die DDR-Fristenregelung heimlich auszuhöhlen und die Einführung des Paragraphen 218 in den fünf neuen Ländern vorzubereiten. Die Richtlinien orientierten sich eindeutig auf den Schutz des ungeborenen Lebens und die Austragung der Schwangerschaft als Ziel der Beratung. Beratung werde durch diese Festlegung mißbraucht. Wie es in der Erklärung weiter heißt, werde mit dieser „Zwangsberatung“ den Frauen das Recht auf Eigengestaltung ihres Lebens genommen. Der Runde Tisch fordert ein Gesetz zum Schwangerschaftsabbruch, das Ergebnis eines öffentlichen Diskussionsprozesses ist, das vom Selbstbestimmungsrecht der Frauen ausgeht und von ihnen auch ausgearbeitet wird. Eva Rohmann vom Demokratischen Frauenbund machte vor der Presse darauf aufmerksam, daß die Richtlinien offensichlich der Einstieg für weitere Entscheidungen gegen die Frauen sein sollen, ohne sie zu befragen. Sie erinnerte daran, daß Frauen bereits jetzt zu den sozial Benachteiligten gehörten. Im August seien beispielsweise 56 Prozent, jetzt schon 63 Prozent der Entlassenen Frauen. Am im August diesen Jahres gegründeten Frauenpolitischen Runden Tisch arbeiten unter anderen der UFV, Vertreter von Bündnis 90/Grüne, der SPD, PDS, des Demokratischen Frauenbundes sowie Experten mit. Seit rund zwei Monaten beschäftigt sich eine spezielle Arbeitsgruppe mit dem Thema Schwangerschaftsabbruch. Der Runde Tisch will sich jetzt auch bundesweit ausdehnen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen