: Rumsfeld klopft wieder Sprüche
US-Verteidigungsminster bedauert Ausdruck von „altem und neuem Europa“ nicht. Deutschland engagiert sich stärker in Afghanistan und geht damit auf die USA zu
MÜNCHEN/BERLIN dpa ■ Mit dem Angebot eines größeren Engagements in Afghanistan geht Deutschland nach den Spannungen wegen des Irakkriegs weiter auf die USA zu. Kanzler Schröder und Verteidigungsminister Struck stellten in Gesprächen mit der Nato gestern in Berlin und München einen verstärkten Einsatz für die Stabilisierung Afghanistans in Aussicht. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld unterstützte den deutschen Vorschlag, dass das Eurokorps in Straßburg im August die Führung der internationalen Schutztruppe Isaf unter Nato-Dach übernimmt. Furore machte Rumsfeld am Abend dennoch. Nach eigenen Angaben bedauert er die Rede vom „alten und neuen Europa“ nicht. „Ich bin zu alt, um Sachen zu bedauern“, sagte Rumsfeld. Sein Ausdruck sei der Versuch gewesen, die Osterweiterung der Nato und Europas zu illustrieren. Statt von „der alten und der neuen Nato“ habe er eben vom „alten und neuen Europa“ gesprochen.
Zu einem Zwischenfall kam es am Abend, als ein französischer Personenschützer mit einem versehentlich abgegebenen Schuss acht Menschen verletzte. Das Projektil sei in den Marmorboden des Hotels Bayerischer Hof eingeschlagen. Splitter hätten die Umstehenden verletzt, hieß es. Warum sich der Schuss löste, blieb unbekannt.
Der neue Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer, der die Nato-Sitzung erstmals leitete, betonte gestern, die Nato könne es sich nicht leisten, in Afghanistan zu scheitern. Sonst würde der Kampf gegen den Terrorismus verloren.
Ein weiteres Thema war die Vorbereitung auf den Nato-Gipfel in Istanbul im Juni, bei dem es auch um den Wiederaufbau im Irak gehen wird. Für eine Entscheidung über einen Nato-Einsatz sei es jetzt noch zu früh, sagten Schröder und de Hoop Scheffer. Dieser bekräftigte aber, dass eine Anfrage an die Nato für einen Irakeinsatz „sehr wohl möglich“ sei. Jedoch müsse es zuvor eine souveräne irakische Regierung geben und die Rolle der Vereinten Nationen geklärt sein. Die Bundesregierung lehnt einen Einsatz deutscher Soldaten im Irak ab und verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Anstrengungen am Hindukusch. Derzeit sind dort knapp 2.000 Soldaten stationiert.