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■ QUERBILDRumble in the Bronx

Die lustigste Vorabgeschichte gab es vergangenen Montag in jetzt, dem Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung, zu lesen. Dort ist der Hauptdarsteller Jackie Chan mit allen Verletzungen abgebildet, die er sich in seiner langen Filmkarriere zugezogen hat: Nase, Finger und Schädel gebrochen, Zähne verloren, Glassplitter im Hintern, Nacken verstaucht, Schnittwunden an den Armen. Fünfzig Action-Filme hinterlassen eben Spuren, wenn man sich partout nicht durch Stuntmen doubeln lassen will. Auch bei Rumble in the Bronx ging es hoch her. Den halben Film mußte Chan im Gipsfuß abdrehen. Er war bei einem Sprung aus einem Motorboot unglücklich gestürzt.

Zeigt her eure Wunden. Das ist vermutlich eine durchaus angemessene Art, diesen Film zu behandeln, der, wie meistens bei Jackie Chan, alle schiefgelaufenen Stunts im Abspann vorführt. Aber ein bißchen mehr als eine überdrehte Kung-Fu-Keilerei ist Rumble in the Bronx dann doch noch. Zweierlei muß man dem Film lassen: Er hat Tempo, und Jackie Chan als fröhlich das Stehaufmännchen gebender Hauptdarsteller hat Charme. Mit ein wenig gutem Willen läßt sich der Film sogar als etwas eigenwilliger Kommentar zum „clash of civilisation“ zwischen Amerika und Asien lesen. Chan nämlich spielt einen Polizisten aus Hong Kong, der seinen Onkel in New York besucht. Was Anlaß für allerlei kulturelle Auseinandersetzungen gibt, die schnell ins Handgreifliche münden, zumal einerseits Chan Kung-Fu beherrscht und andererseits alle Amerikaner entweder in brutalen Motorradgangs organisiert oder in Händel mit der Mafia involviert zu sein scheinen. Da hat Chan einiges zu tun, um die asiatischen „family values“ im amerikanischen Sündenpfuhl zu verteidigen. Die einzige amerikanische Filmfigur, die Regisseur Stanley Tong keinen Dreck am Stecken haben läßt, ist jedenfalls die Braut des Onkels – eine Schwarze. Ansonsten ist der Film – nicht untypisch für das Genre – irgend etwas zwischen Ballett und Comic. Und ganz am Ende kann man sogar erfahren, wie man ein Luftkissenboot stoppt, das über Land fährt: Man läßt einfach die Luft aus dem Kissen. Wer aus diesem Film die Luft rausläßt, hat nur den halben Spaß. Dirk Knipphals Siehe Filmübersicht

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