piwik no script img

Rumäniendeutscher von Polizei totgeprügelt

■ 36jähriger wollte samt Familie in Bukarest Ausreise in BRD beantragen / Proteste gegen Zwangsassimilierung halten an

Von Roland H. Hofwiler

Budapest (taz) - Wie erst am Wochenende bekannt wurde, prügelten am 29. Juni rumänische Polizisten den Rumäniendeutschen Georg Horn vor der deutschen Botschaft in Bukarest zu Tode. Der 36jährige Lagerarbeiter aus der Gegend von Sathmar hatte bei den deutschen Behörden für seine Familie die Ausreise in die Bundesrepublik beantragen wollen, da er mit der allgemeinen politischen Situation unter dem Ceausescu–Regime unzufrieden gewesen war. Diese Angaben sind der neuesten Ausgabe der im Untergrund kursierenden Samizdat–Zeitschrift Ungarischer Infodienst Siebenbürgens zu entnehmen. In Siebenbürgen, dem nördlichsten Landesteil Rumäniens, leben über zwei Millionen Ungarn und 380.000 Deutsche, die seit Jahren gegen ihre Zwangsassimilierung protestieren. Während die Ungarn ausharren müssen, versuchen die Deutschen durch Auswanderung dem Druck zu entgehen. Allein in diesem Jahr verließen 6.000 Rumäniendeutsche ihre Heimat, darunter die bekannten Schriftsteller Herta Müller und Richard Wagner. Doch nicht alle Ausreisewilligen erhalten einen Paß. So erregte der Fall einer 55jährigen Deutschen im März im ganzen Land Aufsehen, die 30 Jahre vergebens auf ihre Bewilligung, Rumänien zu verlassen, gewartet hatte. Sie übergoß sich vor der deutschen Botschaft mit Benzin und starb an ihren Brandwunden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen