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Rumänien: Babys HIV-infiziert

■ Durch infiziertes Blut wurde Hunderten von Kleinkindern das Aidsvirus übertragen / Mehrfachgebrauch von Spritzen verbreitete die Immunschwächekrankheit

Bukarest (ap) - In Rumänien sind Hunderte von Kleinkindern mit dem Aidsvirus HIV infiziert worden. Wie die Pariser Hilfsorganisation „Ärzte der Welt“ am Montag in Bukarest mitteilte, wurde die Seuche durch infiziertes Blut und hundertfach wiederverwendete Spritzen verbreitet. Dr. Jacques Lebas, der Vorsitzende von „Ärzte der Welt“, forderte die internationale Gemeinschaft auf, Einwegspritzen und die Mittel zur Testung von Blutkonserven auf HIV nach Rumänien zu schicken, um die weitere Ausbreitung der tödlichen Immunschwäche zu stoppen. Aids sei bisher vor allem bei „Risikogruppen“ bekannt gewesen, aber in Rumänien sei „erstmals in der Geschichte“ das Aidsvirus vor allem bei Kleinkindern stark verbreitet, sagte Lebas.

Der Ausbruch der Seuche unter den rumänischen Babys ist deshalb einzigartig in der Welt, weil das Aidsvirus nicht durch das Blut der Mutter auf das Kind übertragen wurde. In Rumänien wurde der tödliche Erreger durch verseuchte Bluttransfusionen und durch immer wieder verwendete Spritzennadeln verbreitet. Ursache der Verbreitung von HIV unter den rumänischen Kleinkindern sei, daß zu früh geborene Babys, kranke Kleinkinder und Tausende von unterernährten Kindern mit Bluttransfusionen behandelt würden. Offenbar fehlten vielen Kliniken und Ärzten die notwendigen Informationen über die Gefahren durch verseuchte Blutkonserven und mehrfach verwendete Nadeln. Unter dem im Dezember hingerichteten Diktator Ceausescu war Aids weitgehend unbekannt, weil dies, so Lebas, „als Staatsgeheimnis betrachtet wurde“.

Im Januar hatte Dr. Ludovic Paun von der Infektionsabteilung des Bukarester Victor-Babes -Krankenhauses mitgeteilt, seit 1985 seien in seinem Krankenhaus bei 69 Personen - darunter 53 Kleinkinder - Aids festgestellt worden. „Kleine Kinder sind besonders für Aids und mit Aids zusammenhängende Krankheiten anfällig, weil ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist“, sagte er. Eine Untersuchung von 1.025 Kindern im Alter bis zu drei Jahren in Kliniken und Waisenhäusern hat jetzt ergeben, daß 367 von ihnen HIV-positiv waren.

Von den 283 Kindern, die wegen einer HIV-Infektion in Krankenhäusern behandelt werden, ist bei 60 Prozent die Krankheit voll ausgebrochen, wie Dr. Ion Patrascu vom Institut für Virologie berichtete. Die rumänischen Ärzte bräuchten daher dringend Hilfe von Spezialisten aus dem westlichen Ausland. „Ärzte der Welt“ hat am Montag mit der rumänischen Regierung einen Vertrag über die Einrichtung eines Labors zur Aidsuntersuchung von Kleinkindern unterzeichnet.

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