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Ruhrpott-Riese wächst nach Osten

■ Die Essener RWE AG macht fast 50 Milliarden Mark Umsatz — in sechs Unternehmensbereichen

Essen (dpa/taz) — Europas größter Stromerzeuger und Stromhändler, die Essener Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerke AG (RWE) ist weiter gewachsen. Im ersten vollen Geschäftsjahr 1990/91 (bis 30. Juni) nach der Neuordnung des Konzerns ist der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 12,8 Prozent auf 49,9 Milliarden Mark gestiegen, berichtete Vorstandsvorsitzender Friedhelm Gieske gestern in der Bilanzpressekonferenz. Der Überschuß im Konzern stieg um gut zehn Prozent auf 863 Millionen Mark (Vorjahr: 784 Millionen).

Die RWE AG macht allerdings heute nurmehr rund 40 Prozent ihres Umsatzes mit Strom aus Atom- und Kohlekraftwerken. Der „Riese aus dem Ruhrpott“ ('Wirtschaftswoche‘) setzte am meisten, nämlich 20,2 Milliarden Mark, im Bereich Öl und Chemie um. Das Lob von Wirtschaftsexperten gilt vor allem der schnellen Integration der höchst unterschiedlichen Töchter, die die RWE-Holding seit 1988 zukaufte: die Deutsche Texaco für 2,2 Milliarden Mark (heute Dea, mit der die RWE über das zweitgrößte deutsche Tankstellennetz verfügt), die US- amerikanische Harris Graphics Corporation, die Mehrheitsbeteiligung beim zweitgrößten deutschen Baukonzern Hochtief AG und den Kauf der US-Chemiefirma Vista Chemical. Nach dieser Diversifikation beschreibt sich RWE heute als Energie- und Technologiekonzern und gliedert sich in die sechs Unternehmensbereiche Energie (18,6 Milliarden Mark Umsatz), Bergbau- und Rohstoffe, darunter die Rheinbraun AG, deren Braunkohlebaggern im Kölner Umland ganze Dörfer weichen mußten (1,6 Milliarden), Mineralöl und Chemie (20,2 Milliarden), Maschinen-, Anlagen- und Gerätebau (5,8 Milliarden) Abfallentsorgung (500 Millionen) sowie Bau (3,2 Milliarden Mark).

Über die guten Geschäfte in allen Sparten, mit Ausnahme der Entsorgung, freuen sich vor allem Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen, die 30,6 Prozent der Aktien halten, mit denen sie aber über 60 Prozent der Stimmen verfügen können. Die Dividende wird von 20 auf 22 Prozent auf die knapp 2,26 Milliarden Mark Grundkapital angehoben, wenn die Hauptversammlung dem am 12. Dezember zustimmt. Aus dem Jahresergebnis können außerdem, so Gieske gestern, die Rücklagen des Konzerns um 366 (334) Millionen Mark gestärkt werden.

Die Zahl der Beschäftigten im Konzern wuchs laut Gieske um fast 4.600 auf 102.190. Investiert wurden — ohne Aufnahme von Fremdmitteln — 5,6 (5,1) Milliarden Mark, davon rund eine Milliarde in den Erwerb neuer Töchter.

„Die größere Beweglichkeit durch die neue Konzernstruktur sowie die gute Ertrags- und Finanzkraft bieten solide Voraussetzungen für den weiteren strategischen Ausbau“, sagte Gieske. Als „größte Herausforderung“ der kommenden Jahre bezeichnete er die Beteiligung am Um- und Neuaufbau der Wirtschaft in den fünf neuen Bundesländern, wo RWE eine Marktposition wie auf den westlichen Märkten anstrebe. Dort will RWE 1991/92 voraussichtlich über 500 Millionen Mark investieren. In den nächsten fünf Jahren könne dieser Aufwand auf bis zu acht Milliarden Mark steigen. Insgesamt umfasse das Investitionsprogramm des Konzerns für die kommenden fünf Jahre rund 30 Milliarden Mark. Darüber hinaus wolle der Konzern auch in Osteuropa seine „geschäftlichen Interessen und Chancen wahrnehmen“. dri

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