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Ruhe in Duschanbe

■ Sondersitzung des tadschikischen Parlaments/ Kämpfe der vergangenen Tage forderten Hunderte von Opfern

Duschanbe (AP) – In Tadschikistan zeichnet sich eine Verhandlungslösung des blutigen Machtkampfs zwischen der Regierung des amtierenden Präsidenten Akbarschah Iskandarow und Anhängern seines gestürzten Vorgängers Rachman Nabijew ab. Bereits am Sonntag hatten Vertreter beider Seiten – unter Vermittlung des Kommandanten der 201. Russischen Division – vereinbart, noch in dieser Woche eine Dringlichkeitssitzung des Parlaments einzuberufen.

Bei dieser Sondersitzung sollen die Abgeordneten darüber entscheiden, ob der erzwungene Rücktritt von Präsident Nabijew als rechtmäßig und damit auch die Einsetzung der augenblicklichen Regierung als legitim betrachtet werden könne. Tagungsort ist möglicherweise Nabijews Heimatstadt Chodschent. Dort soll sich auch der ehemalige Präsident aufhalten.

Obwohl bei den Verhandlungen am Sonntag keine Waffenstillstandsvereinbarung geschlossen worden sein soll, verließen die Anhänger Nabijews, die am Samstag in Duschanbe wichtige Regierungsgebäude besetzt hatten, die Hauptstadt am Sonntag abend.

In der Hauptstadt des mittelasiatischen Staates, dem „Armenhaus“ der Ex-Sowjetunion, herrschte seit Sonntag mittag wieder relative Ruhe. Alle Geschäfte und Restaurants blieben aber geschlossen, so daß sich die Bevölkerung bei einer örtlichen Brotfabrik nach Brot anstellen mußte. Die Kämpfe der vergangenen Tage haben Hunderte von Toten gefordert, allein in einem Krankenhaus wurden 150 Leichen gezählt. Das Büro der Zeitung Iswestija in Duschanbe berichtete, die Straßen der Stadt läger noch voller Leichen. Das Parlamentsgebäude sei innen völlig zerstört worden, als die Regierungseinheiten es in zwölfstündigem Kampf zurückzuerobern versuchten.

Die Aufständischen waren aus Kuljab, einer Nabijew-Hochburg im Süden Tadschikistans, gekommen und hatten die Wiedereinsetzung des Ex-Präsidenten gefordert. Nabijew und sein Parlamentspräsident Safarali Kendschajew waren im September zum Rücktritt gezwungen worden. Die Nachfolge des „Altkommunisten“ hatte eine Koalitionsregierung aus islamischen Gruppierungen und anderen– als demokratisch bezeichneten – Gruppen unter Iskandarow angetreten. Die Regierungsgegner befürchten, daß Iskandarow Tadschikistan zu einer islamischen Republik nach iranischem Vorbild machen könnte.

Die USA evakuierten am Sonntag das Personal ihrer Botschaft in Duschanbe. Das Botschaftspersonal wurde nach Frankfurt am Main ausgeflogen, wo es am Abend eintraf.

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