: Ruhe bewahren und Hände zum Gebet
■ HSV nach 0:3 beim FC Bayern Letzter. Bleibt Trainer Pagelsdorf auch beim Abstieg?
Ähnlich hilflos wie zuvor die Spieler waren nach Abpfiff auch die Herren der HSV-Führungsebene. Fehler wie „bei einer Schülermannschaft“gab der Vorstandsvorsitzende Uwe Seeler seine Standardempörung zum Besten und vergaß nicht zum wiederholten Male hintanzustellen: „Wir müssen jetzt Ruhe bewahren.“
Ebenso suchte Manager Bernd Wehmeyer Trost in der Repetition: „Wir haben uns selbst geschlagen.“Fehlt noch einer. Was hatte Trainer Frank Pagelsdorf beizutragen? Der gab sich kämpferisch. „Wir werden es packen, ich bin für die Zukunft zuversichtlich.“
Das ist beruhigend, wenigstens einer, wo doch selbst Seeler allmählich merkt, daß es bei Verlängerung des Niederlagen-Abos „wirklich eng“werden kann. Bleibt dennoch offen, woher der Schlußlicht-Coach seinen Optimismus nimmt.
Vielleicht war Pagelsdorf nach dem 0:3 in München – „eine Katastrophe“, so Torhüter Richard Golz einsichtig – a bisserl schlurig. Vielleicht sprach Big Pagel deshalb etwas unpräzise und meinte eigentlich „meine Zukunft“. Die könnte tatsächlich rosiger sein als die seines Vereins.
Beharrlich jedenfalls weicht der von Rostock gekommene Übungsleiter Fragen nach seinem Arbeitsplatz in der Saison 1998/99 aus. Zweite Liga ist für ihn derzeit „tabu“– trotz des letzten Tabellenplatzes und nur eines gewonnenen Zählers aus den vorigen acht Punktspielen. Seeler hingegen würde auch mit sich selbst und Pagelsdorf eine Klasse tiefer weitermachen. Da muß sich der Vereinschef wohl einen neuen Trainer suchen, sollte der HSV abschmieren. „Natürlich muß der Verein zweigleisig planen“, sagte Pagelsdorf unlängst gegenüber der taz. Ob er beide Wege mitgehen würde nicht.
Auch vielen HSV-Fans ist nicht entgangen, wie unbeteiligt der einstige Hoffnungsträger dieser Tage wirkt. „Anscheinend sorgt er sich mehr um sein Gewicht als um den Punktestand seiner Mannschaft“, ist in Anspielung auf die öffentlich verkündete Diät des Übungsleiters zu hören. Zyniker gehen sogar noch einen Schritt weiter: „Ihm ist der 15. Mai wichtiger als der 9.“An letzterem Datum endet die Bundesliga. Eine Woche später heiratet Pagelsdorf. cleg
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