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Rücksturz zur Weltspitze

■ Das Hockey-Nationalteam der Männer gewinnt das Hamburger Vier-Länder-Turnier

Die Herren im Aufwind zurück zur Weltspitze, die Damen im anhaltenden Tiefflug Richtung Mittelmaß: Neun Monate nach dem enttäuschenden Abschneiden bei den Olympischen Spielen in Sydney ist bei den deutschen Hockey-Teams die Kluft zwischen dem starken und dem schwachen Geschlecht so groß wie schon lange nicht mehr. Während Bernhard Peters' Herren als gefeierte Sieger beim hochkarätig besetzten Vier-Länder-Turnier in Hamburg eindrucksvoll ihre Rückkehr in den Kreis der Weltbesten bestätigten und ihren Coach „beruhigt in die Zukunft sehen“ lassen, schlug der neue Damen-Trainer Peter Lemmen nach einer ausführlichen Bestandsaufnahme wohl ebenso zurecht Alarm.

„Wenn wir so weitermachen, passiert international gar nichts mehr. Dann können wir mittelfris-tig nicht einmal den Status quo halten“, warnte Lemmen, Nachfolger des nach dem schwachen siebten Olympia-Rang in Sydney geschassten Berti Rauth. In selten schonungsloser Offenheit kritisierte der um seine Aufgabe nicht zu beneidende neue Damen-Coach den Zustand seines ausgedünnten Kaders, aus dem mehrere erfahrene Stammkräfte ausgeschieden sind und – anders als im Herren-Bereich – so gut wie kein Nachwuchs nachkommt. Den bitteren Beweis lieferte die Juniorinnen-WM, bei der die Deutschen nur Siebte wurden. „Der Trend geht deutlich abwärts“, monierte Sportdirektor Lutz Nordmann.

Derlei Sorgen hat Peters nicht. Das zeigte sein Team in Hamburg nicht zuletzt bei den beeindruckenden Siegen über den Olympia-Zweiten Südkorea (2:0), Rekord-Weltmeister Pakistan (3:2) sowie zum Abschluss gegen Olympiasieger und Weltmeister Niederlande (4:2), bei dem sich Alt und Jung hervorragend ergänzten und der sechste Sieg in der Hansestadt perfekt gemacht wurde. „Wir haben einen Kader zusammen, in dem Mischung, Struktur und Perspektive wieder stimmen“, frohockte der Krefelder, Nachfolger des nach dem mageren fünften Sydney-Rang ebenfalls entlassenen langjährigen Erfolgstrainers Paul Lissek.

Seither weht ein frischer Wind. Peters hielt sechs Leistungsträger vom Rücktritt ab und kann auf viele leistungsstarke junge Spieler bauen. Somit herrscht eine leistungsfördernde Konkurrenzsituation in dem auf 40 Akteure erweiterten Kader, in dem 26 bis 28 Mann um die WM-Tickets im nächsten Jahr kämpfen. „Auch mittelfristig stimmt die Perspektive, denn ein gutes Dutzend junger Spieler kommt für die Zeit nach der WM in Frage“, glaubt Peters auch an eine gute Zeit danach.

Thomas Prüfer

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