: Rückspiegel
1968 war ich zehn Jahre alt. Und noch im vierten Schuljahr. Bei Horten in Gevelsberg kaufte ich damals meine erste Schallplatte: „Hey Jude“ von den Beatles. Auf der Rückseite der Song „Revolution“. Beim Abspielen musste ich mir den Plattenspieler mit meinem Großvater teilen. Der hörte am liebsten Marschmusik. Vom Geist der Achtundsechziger war in Gevelsberg nichts zu spüren. Es herrschte noch Zucht und Ordnung. Als ich 1969 zum Gymnasium kam, war klar geregelt, dass die Schüler zu Beginn der Pause nur die Treppe hinab- und zu Pausenende nur hinaufgehen durften. Das hieß für den Erdkundeunterricht, den schweren Diercke-Weltatlas mit auf den Schulhof zu nehmen. Dass ich zum Gymnasium gehen konnte, schreibe ich den Sozis zu. Auch das Studium war für den Sohn eines Lokführers nicht selbstverständlich. Trotzdem habe ich nur einmal SPD gewählt. Später war ich grüner Stadtrat in Wuppertal. Das Gymnasium ist heute ein Altenheim und Horten lange geschlossen. mfG Klaus Lüdemann,
taz-Genossenschafter