: Rückkehr des Tauschhandels
■ Die Abschaffung des Transferrubels setzt Ostfirmen unter Zeitdruck
Berlin. Die Bundesregierung hat die Unternehmen in Ost-Berlin und den FNL mit ihrem Beschluß, den Transferrubel zum neuen Jahr abzuschaffen, unter enormen Zeitdruck gesetzt. Bis zum 31. Dezember müssen die alten Geschäfte auf Rubelbasis »abgewickelt« und auf DM-Basis umgestellt sein. Am 5. Januar werden die Konten auf Rubelbasis geschlossen, auch die neuen Bundesländer sind dann nicht mehr Mitglied der internationalen Bank für wirtschaftliche Zusammenarbeit der RGW-Staaten.
Welche Perspektiven Firmen aus der ehemaligen DDR künftig im Handel mit Osteuropa haben, war gestern Thema einer Informationsveranstaltung für UnternehmerInnen aus Ost-Berlin und Brandenburg, zu der die Berliner Absatz-Organisation (BAO) und die Industrie- und Handelskammern Cottbus, Potsdam und Frankfurt/Oder in die Industrie- und Handelskammer eingeladen hatten. Wegen der Devisenknappheit in der Sowjetunion, Polen, Ungarn und der CSFR, den Haupthandelspartnern Ostdeutschlands, rechneten die Referenten aus dem Bonner Wirtschaftsministerium, dessen Ostberliner Außenstelle, von Banken und der Treuhandanstalt alle mit einem Rückgang der Geschäfte. Zwar hat die Bundesregierung für den Handel der Ostfirmen mit der Sowjetunion die Möglichkeiten der Hermes-Bürgschaften ausgeweitet. Das, so meinte der Vertreter einer Ostberliner Maschinenbaufirma, nütze so lange wenig, wie die UdSSR auf die neuen Finanzierungsmöglichkeiten nicht eingehe.
Seine Firma habe bisher 90 Prozent ihrer Maschinen in die Sowjetunion verkauft. Im Westen gebe es für die Anlagen kaum Nachfrage. Die Sowjetfirmen wiederum können in der Regel nicht in DM bezahlen. Deshalb rechneten die Experten gestern mit einer Zunahme der Geschäfte, bei denen Ware mit Ware bezahlt wird. Diese Art des Tauschgeschäfts birgt wiederum die Schwierigkeit, daß die getauschten Waren im Inland zu Geld gemacht werden müssen. Um Geschäfte auf DM-Basis mit der UdSSR über die Hermes- Bürgschaften gesichert zu bekommen, brauchen die Ostfirmen zudem ein Testat von der Treuhand, daß ihr Betrieb sanierungsfähig ist. Trotz der Zusagen eines Hermes- und eines Treuhandvertreters, daß vorläufige Bescheinigungen schnell erstellt werden, blieben die Seminarbesucher aus dem Osten skeptisch. Donata Riedel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen