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Rückkehr der Krimtartaren

■ Die älteste Bürgerrechtsbewegung der UdSSR

Der gegenwärtige Kampf der Krimtartaren um ihre vollständige Rehabilitierung und das Recht auf Rückkehr in ihre und Verhandlungen ohne Erfolg zu erreichen versucht, daß dem Unrecht, das ihrem Volk angetan wurde und wird, ein Ende gesetzt wird. Die Bewohner der Krim zählten zu den Völkerschaften der Sowjetunion, die während des zweiten Weltkrieges am längsten unter der deutschen Besatzung zu leiden hatten. Aber während für die anderen Völker 1943/44 die Stunde der Befreiung schlug, begann für die Krimtartaren im Mai 1945 ein neues Unglück. Mit der Begründung, das „die“ Krimtartaren mit der Besatzungsmacht kollaboriert hätten, wurde das ganze Volk in Sippenhaft genommen und nach Mittelasien verbannt. Wer die Vertreibung überlebte, wurde zwangsangesiedelt. Nach dem 20. Parteitag 1956 wurde diese Maßnahme zwar aufgehoben, doch es dauerte noch elf Jahre und bedurfte mutigen und zähen Engagements seitens der Krimtartaren, bis der Oberste Sowjet 1967 den Vorwurf der Kollaboration gegen „die gesamte tartarische Bevölkerung auf der Krim“ offiziell widerrief. Auch damals waren Demonstrationen in der Hauptstadt und Verhandlungen mit Spitzenfunktionären (unter anderem mit dem damaligen KGB–Chef Andropow) vorausgegangen. Später stellte sich heraus, daß der Beschluß des Obersten Sowjets nur in der Lokalpresse veröffentlicht wurde (verleumdet worden aber waren die Krimtartaren in der ganzen Sowjetunion). Und das bei diesen Verhandlungen auch eingeräumte Recht auf Freizügigkeit innerhalb der Sowjetunion „entsprechend den Paßbestimmungen“ galt für ein Gebiet nicht: die Halbinsel Krim. Angesichts dieser Erfahrungen mit der sowjetischen Regierung ist es nur allzu verständlich, daß die Vertreter der Krimtartaren sich nicht mit Verhandlungen mit Funktionären aus der Breschnew–Zeit wie Denytschew und Gromyko zufrieden geben wollen. Daß sie ihre Hoffnungen auf Gorbatschow setzen, sollte die sowjetische Reformführung als Chance begreifen, Unrecht, soweit es noch möglich ist, auszuräumen. Das Argument, das jetzt gelegentlich vorgebracht wird, eine Rückkehr der Tartaren würde zu einer Übervölkerung der Krim führen, ist nicht nur moralisch, sondern auch faktisch nicht stichhaltig: Selbst wenn alle noch lebenden Krimtartaren zurückkehren würden, würden sie knapp 5 Prozent der jetzigen Bevölkerung ausmachen. Selbstverständlich müßte diese Rückkehr verbunden sein mit dem Recht auf kulturelle Selbstbestimmung: Schulunterricht in der Muttersprache und Entfaltung eines eigenen kulturellen Lebens. Für die Gorbatschow–Führung wäre das eine gute Gelegenheit, die Ernsthaftigkeit ihrer Demokratisierungspolitik praktisch unter Beweis zu stellen. Walter Süß

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