: Rudi-Carell-Gefühl
■ Hans Hofmann
„Ich habe mich um didaktische Verbesserung selbst bemüht“, sagt Hans Hofmann, Professor am Institut für Statistik und Ökometrie. Zwölf Jahre sei es her, da habe er am IZHD einen Kurs mitgemacht. Bei Videoaufnahmen sei deutlich geworden, daß er immer nach seinem Schwamm gesucht habe, „da ging wichtige Zeit verloren“. Deshalb habe er sich angewöhnt, den Tafelreiniger immer in der linken Hand zu halten.
Im Zeitalter der Overheadprojektoren eine nette Anekdote. Heute benutzt der Professor für Volkswirtschaftslehre Filzstift und Folie, wenn es gilt, 200 Studienanfänger in die Geheimnisse der Statistik einzuweihen. Statistik I, Statistik II, 20 Jahre der gleiche Stoff. Ob ihm das nicht langweilig wird? Nein, sagt Hofmann, es mache ihm Spaß, „es ist eine interessante Tätigkeit, jungen Menschen etwas beizubringen.“
Die das allerdings nicht immer zu würdigen wissen. Manchmal würde er wie gegen eine Wand anreden, vor allem montags, wenn die Studierenden sich ihre Erlebnisse vom Wochenende berichten. „Wenn man da alleine vorne steht, bekommt man das Rudi-Carell-Gefühl“.
Vorlesungen seien eine komprimierte Form der Wissensübermittlung, sagt der 50jährige Hochschullehrer. Wer nur hektisch mitschreibt, komme nicht klar. Der Stoff müsse vor der Sitzung bereits durchgelesen werden, das Gelernte nach der Sitzung anhand von Hausaufgaben wiederholt werden, alles in allem ein Aufwand von acht Stunden. Hofmann: „Das ist dann für die Studierenden ein Schock. Aufgaben in diesem Umfang sind sie nicht gewöhnt.“ Der Hochschullehrer glaubt allerdings, daß die Studierenden nicht inhaltlich, sondern zeitlich überfordert sind, weil sie nebenbei jobben müssen.
Wie er denn über die denkt, die stumm dasitzen, die keine Fragen stellen, die irgendwann wegbleiben, weil sie nichts verstehen?
„Eine Frage ist nie zu einfach“, sagt Hofmann. „Wenn jemand sagt, es gehe ihm zu schnell, erkläre ich es nochmal“. Ein Zeichen dafür, daß Dinge nicht verstanden wurden, sei für ihn, wenn seine Zuhörer zu lachen und zu kichern beginnen. Allerdings ärgere er sich über Verständnisfragen, die auf Nachlässigkeit zurückzuführen seien, weil Studenten sich nebenbei unterhalten haben. „Die Frage würde ich dann als dumm bezeichnen.“
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