: Roter Falke, grüne Taube
betr.: „Palästinensisches Paradox“, Debatte; „Entschieden für die Drohung“, Leserbrief, taz vom 28. 1. und 1. 2. 06
Wegen der scharfen Antwort des Lesers Johannes Kandel auf den Debattenbeitrag des Christian Sterzing musste ich mir verwundert die Augen reiben. Der Politikwissenschaftler Kandel warf dem Mitarbeiter der Heinrich-Böll-Stiftung vor, das Problem Hamas zu moderat dargestellt zu haben. Während Sterzing hofft, dass „Tatkräftige“ und „korruptionsresistente“ Hamas-Vertreter „den Pfad der Demokratie und Volkswohlfahrt beschreiten“ mögen, ist für Kandel sonnenklar: „Hamas wird weiter bomben und morden …“
Man könnte das einfach als Disput zwischen Taube und Falke abtun. Ein Aha-Erlebnis wurde diese Lektüre für mich, als ich las, welchen Beruf der Politikwissenschaftler Kandel derzeit ausübt: „Leiter des Referats Interkultureller Dialog“ bei der Friedrich-Ebert-Stiftung. Als Meister dieses Metiers, das eigentlich völkerübergreifend Brücken bauen sollte, hat sich Herr Kandel mit seiner Replik nicht geoutet. (Dass die Falken immer wieder leise Töne mit Leisetreterei verwechseln!) Das ist wohl das Letzte, was wir brauchen: Streit, ausgerechnet zwischen Repräsentanten dieser grünen und roten Stiftungen! REINHARD MÜCK, Weidach