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Rote Teufel da, Sushi-Kicker dort

„Der Japaner ist schneller, der Koreaner hat mehr Zug zum Tor“, hat ein europäischer Fußballlehrer einmal über die Spielweisen der fernöstlichen Fußballmannschaften gesagt, wobei er, genauer gesagt, Japan und Südkorea meinte. Dieser Mann, Detmar Cramer, wagte dann den folgenden Vergleich: „Der Japaner ist der Deutsche im asiatischen Fußball und der Koreaner der Italiener.“

Galten die Koreaner lange Zeit international als die erfolgreichere Mannschaft – immerhin spielen sie jetzt zum sechsten Mal bei einer WM mit, die Japaner erst zum zweiten Mal –, so hat Japans Team vor allem in den vergangenen zwei Jahren beachtliche Leistungen gezeigt. Zuletzt wurde es überraschend Asienmeister.

In beide Länder brachten britische Seeleute und Soldaten Ende des 19. Jahrhunderts das Fußballspiel. Japans Fußballverband wurde 1921 gegründet, der des damals noch ungeteilten Korea 1933. Bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 gelang Japan die erste internationale Überraschung, als es nach einem 0:2-Halbzeitrückstand gegen Schweden die Partie noch mit 3:2 gewann.

Während der japanischen Kolonialzeit (1910 bis 1945) boten in Korea Fußballspiele eine der wenigen Möglichkeiten, den Ärger über die Imperatoren abzureagieren. Befriedigend war deshalb, als 1936 die japanische Elf 6:1 besiegt werden konnte.

1948 trat Koreas Fußballmannschaft bei den Olympischen Spielen in London erstmals international auf. Zur ersten Teilnahme an einer Fußball-WM musste Südkoreas Team ein Jahr nach dem Koreakrieg 1954 noch mit der US-Luftwaffe in die Schweiz reisen, nachdem man in der Qualifikation Japan besiegt hatte. Die Japaner gewannen später mit Hilfe Detmar Cramers bei den Olympischen Spielen in Mexiko 1968 Bronze.

Als erstes Land in Ostasien führte Südkorea 1983 eine Super League ein. Heute zählt die koreanische K-Liga zehn Teams. 1983 erhielt die südkoreanische Mannschaft bei der Jugend-WM in Mexiko den Spitznamen „Rote Teufel“ – ihrer roten Trikots und ihrer Athletik wegen.

Japans J-League, erst 1993 gegründet, wurde anfangs im europäischen Westen als „Sushi-Liga“ verspottet. Sie wurde mit im Ausland eingekauften Altstars (Pierre Littbarski verdiente sich auf diese Weise ein üppig belegtes Gnadenbrot) garniert, um das spielerische Niveau zu heben.

PR-Fachleute hatten Sportkulturregeln dem Publikumsgeschmack angepasst. Erst 1999 wurde ein Unentschieden als reales Ergebnis statt des in diesem Fall sonst obligatorischen Elfmeterschießens nach Verlängerung akzeptiert.

Beide WM-Gastgeber setzen bei diesem Turnier auf ausländische Trainer: die Koreaner auf den Niederländer Guus Hiddink, die Japaner auf den Franzosen Philippe Troussier. Dass ihre Teams während des Turniers außer im Finale direkt aufeinander treffen, gilt als unwahrscheinlich.

Beide hoffen, mindestens in die zweite Runde zu gelangen, was für die Entwicklung des jeweiligen Profifußballs auch als notwendig gilt. In beiden Ländern ist Fußball noch längst nicht so beliebt wie Baseball.

SVEN HAN-SEN

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