piwik no script img

Rotation im Deichamt

■ Deichgraf Gerold Janssen nur noch Stellvertreter / Öko-Politik wird fortgesetzt

Gerold Janssen (68), vor fünf Jahren nach einem überraschenden Wahlerfolg der „Naturschutzliste“ als Deichhauptmann des rechten Weserufers gewählt, hat künftig wieder mehr Zeit für private Ausflüge in seiner Lieblingsnatur, dem Holler- und Blockland. Am Dienstag wählte das neue 30köpfige Deichamt Janssens bisherigen Stellvertreter, den 38jährigen Richter Wolfgang Golasowski, zum neuen Deichhauptmann.

Golasowski, der ebenfalls der Naturschutzliste angehört, will die ökologisch orientierte Deichverbands-Politik der letzten fünf Jahre fortsetzen. Neben Gerold Janssen, der als 2. Deichhauptmann aktiv bleibt, kann er sich dabei auch mit Wilfried Döscher auf einen ökologisch orientierten neuen Geschäftsführer stützen.

Golasowski hatte bei nur einer Gegenstimme auch die Unterstützung der Blockland-Bauern und der konkurrierenden Deichamts- Liste gefunden. Und das, obwohl er direkt vor der Wahl angekündigt hatte, den Konflikt mit den Landwirten über die Höhe des Wasserstands in den Blockland- Fleeten zu suchen.

Die Naturschutzliste möchte Tiere und Pflanzen in dem Feuchtgebiet durch möglichst hohe Winterwasserstände schützen, während die Bauern ein Interesse daran haben, ihre Felder möglichst trocken zu halten, damit sie das Vieh so früh wie möglich wieder auf die Wiesen treiben und die Gülle darüber verteilen können. „Natürlich muß es Ausgleichsleistungen geben, wenn wir den Wasserstand erhöhen“, sagte Golasowski gestern, „da ist der Senat gefragt“.

Zur Kasse gebeten wird der Senat auch, wenn der Deichverband demnächst für alle öffentlichen Grundstücke und Straßen Gebühren erheben wird. Bisher lieferten nämlich nur private Grundstücksbesitzer ihren Beitrag zum Erhalt der Bremer Deiche, ohne die 85 Prozent des Stadtgebietes regelmäßig überflutet würde.

Streiten will der Deichverband schließlich auch noch mit den Motorbootfahrern. Sie sollen mittelfristig im gesamten Feuchtgebiet zwischen Wümme und Weser nicht mehr fahren dürfen. „Der Umweltsenator hat seit langem eine entsprechende Verordnung dafür in der Schublade liegen“, erklärte Golasowski gestern, „wir werden uns dafür einsetzen, daß er sie endlich herausholt.“ Ase

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen