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Archiv-Artikel

kucken sie mal: auf bremens leinwänden Romantische Mediensatire mit unablässigen Wortduellen: „His Girl Friday“ von Howard Hawks

„Immer wenn mir ein Mädchen gefällt, zeige ich ihr ,Rio Bravo‘, und nur wenn sie den Film mag, kann etwas aus uns werden!“ Quentin Tarantino zollte mit diesem Satz seinem großen Vorbild Howard Hawks Tribut, und noch in „Kill Bill“ kann man dessen Einflüsse bemerken, denn Uma Thurman ist als „The Bride“ eine Urenkelin von Hawks zugleich femininen und hartgesottenen Heldinnen, die von Angie Dickinson, Lauren Bacall, Katharine Hepburn oder in „His Girl Friday“ von Rosalind Russel verkörpert wurden.

Sie beherrschten zwar kein Kung-Fu und warfen höchstens mal mit einem Blumentopf wie Dickinson in „Rio Bravo“, aber sie kauften Männern wie John Wayne, Humphrey Bogart oder Cary Grant regelmäßig den Schneid ab.

Howard Hawks war einer der großen Meister des klassischen Studiosystems von Hollywood. Er hat nur populäre Genrefilme gemacht, galt deshalb als nicht viel mehr als ein routinierter Handwerker und bekam für keinen von ihnen einen Oscar. Als Filmemacher ernstgenommen wurde er dann in den frühen sechziger Jahren in Frankreich, wo André Bazin ihn den größten „auteur“ des amerikanischen Kinos nannte. Godard, Truffaut und Rivette erkoren ihn neben Hitchcock und Welles zu ihrem Helden. Danach gab es in Hollywood regelmäßig junge Regisseure, die sich auf ihn beriefen und sein Werk zum Teil kräftig ausplünderten. Zuerst Peter Bogdanovich, dann John Carpenter und als vorerst letzter Tarantino. Die meisten Filme von Hawks altern gut: „The Big Sleep“, „Red River“, „Scarface“ und „Leoparden küsst man nicht“ sind nicht nur stilbildende Klassiker des film noir, Western, Gangsterfilms und der Screwballkömödie – es macht auch heute noch großen Spaß, sie anzusehen.

Und dies gilt auch für „His Girl Friday“ aus dem Jahr 1940, obwohl er zu den weniger bekannten und gerühmten Filmen von Hawks gehört. Er basiert auf dem Theaterstück „The Front Page“ von Ben Hecht und Charles MacArthur aus dem Jahr 1931, das so treffsicher böse und witzig mit der Ethik der Presseleute zu Gericht ging, dass es immer aktuell bleibt: „Das sind ja keine Menschen mehr!“ – „Nein, das sind Journalisten!“

Inzwischen gibt es vier Filmversionen des Stückes. In „Switching Channels“ siedelte Ted Kotcheff es 1989 im Milieu eines Nachrichtensenders an, und die berühmteste Version ist wohl Billy Wilders „Extrablatt“ von 1974 mit Jack Lemmon und Walter Matthau. Doch im direkten Vergleich mit dem Film von Hawks wirkt diese heute eher harmlos und altbacken. „The Front Page“ erzählt von dem Chefredakteur Walter Burns, der ununterbrochen hinterlistige, zynische und kriminelle Strategien entwickelt, um zugleich die sensationelle Story um die Hinrichtung eines zum Tode Verurteilten zu bekommen, und seinen Starreporter Hildy Johnson nicht an ein ruhiges Familienleben in der Provinz zu verlieren.

Im Grunde ist dies eine Liebesgeschichte zwischen zwei Männern, und Hawks hatte die sowohl einfache wie auch geniale Idee, die Vorlage so zu ändern, dass aus dem Reporter Hildebrand eine Hildegard wurde. So konnte er in die Mediensatire auch noch eine romantische Komödie packen. Keiner konnte Cary Grant so komisch wirken lassen wie Hawks, der ihn mal in Frauenkleider steckte, mal in einer Schlammgrube Katherine Hepburn auf ihn fallen ließ und ihn schließlich in einen nach Marilyn Monroe grapschenden Infantilen verwandelte, nachdem er zu viel von einer jungmachenden Droge getrunken hatte.

In „Sein Mädchen für besondere Fälle“ (so der deutsche Titel von „His Girl Friday“) ist er ständig in Wortduelle verstrickt und entwickelt eine gnadenlose Freude daran, Leute zu hänseln. Nur Rosalind Russell ist ihm dabei in der Rolle der Hildy ebenbürtig Nie wieder war sie so souverän, witzig und schön wie hier, und dies neben Cary Grant, der ja in den meisten Filmen besser aussah als die Frauen neben ihm.

Wilfried Hippen

„His Girl Friday“ läuft in der Originalfassung ohne Untertitel von Do-Fr um 18.00 Uhr und von Sa bis Di um 20.30 Uhr im Kino 46