porno, pop etc.: Robbie Williams in Berlin
Solo-Vixen
Pop ist Porno. Porno ist grell, verlogen, direkt, abgeschmackt, ohne Umwege und ohne Aufwand. Robbie Williams weiß das. Robbie Williams weiß alles, denn er ist Pop. Gleichzeitig ist er Porno. Er muss es uns besorgen. Schwerer Job. Aber er hat ihn gut gemacht, gestern Abend im Berliner Velodrom.
Für eine ausverkaufte Halle sorgten Mädchen, Mädchen mit Zahnspangen, Mädchen mit Krähenfüßen, Mädchen mit Freundin, Mädchen mit Freund, Gruppen von Mädchen und Jungs, die nach den Mädchen schielten. Und dann kam Robbie, „Let me entertain you“, und das Phänomen ward Fleisch. Mit sauberem Scheitel, schwarzem Anzug und strahlendem Grinsen. Flankiert von einer Band, die ein oft „postmodern“ geheißenes Amalgam aus allem spielt, dessen wir bereits überdrüssig geworden sind.
Soloseliges Abwichsen an der E-Gitarre, ein betäubend lauter Sound und ein Sänger, der sich nicht nur routiniert im Schritt kratzt, sondern anschließend fragt: „Alles fit im Schritt?“. Das mag süß sein, neu ist es nicht. Neu ist nur ein Publikum, dass sich von seinem Robbie gerne wieder die ollen Kamellen aufwärmen lässt – bis hin zum psychedelischen „Beatles“-Zeichentrick. Dass er dies mit dem Charme eines Lausbuben tut, der die Kirschen aus Nachbars Garten in den Backentaschen bunkert, macht die Sache unterhaltsam. Aber eben auch berechenbar.
Doch bevor augenfällig wurde, dass ein 27-Jähriger in patentierter Tom-Jones-Pose auch früh vergreisen kann, da war’s auch schon wieder vorbei. Coitus interruptus. Peter Handke hat das Phänomen, ohne es zu kennen, gut beobachtet: „Onanie abgebrochen – mir kam die Sehnsucht dazwischen.“ ARNO FRANK
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen