Riva-Geschäftsführer über Bettina Wulff: „Nicht schnell zusammengeschustert“
Das Buch Bettina Wulffs im „Lifestyle“-Verlag Riva ist umstritten. Dort erschienen unter anderem schon Biographien von Oliver Kahn, Bushido und Rudi Assauer.
taz: Wie kam es dazu, dass sich der Riva-Verlag vermehrt auf Promibiographien spezialisierte?
Oliver Kuhn: Das ist nur einer von ganz vielen Bereichen. Wir haben letztes Jahr über hundert Bücher veröffentlicht und davon waren nur einige Biographien. Wir sind in allen Segmenten sehr erfolgreich, zum Beispiel im Bereich Fitness, Humor oder Ratgebern. Eine derartige Reduzierung unseres Verlags ist quatsch.
Wie schafft man es denn, die PR-Maschine derart anzukurbeln und ihr Buch so schnell in den Handel zu bringen wie bei Bettina Wulff?
Das ist kein schnell zusammengeschustertes Buch. Es ist aber schon so, dass wir nicht so starr wie andere Verlage sind. Wenn wir ein gutes Thema zum richtigen Zeitpunkt haben, versuchen wir es so schnell wie möglich auf den Markt zu bringen.
Haben Sie mit dem großen Medienrummel und Erfolg des Buches von Bettina Wulff gerechnet?
Wir haben damit gerechnet. Und wir haben alles dafür getan, dass es so kommt.
Oliver Kuhn hat die Deutsche Journalistenschule in München besucht und arbeitet seit 2009 für den Riva-Verlag. Zuvor war er mehrere Jahre Reporter für den Playboy. Er ist außerdem als Autor tätig und veröffentlichte Bücher wie „Alles was ein Mann wissen muss“, „Der perfekte Verführer“ und „Bumsen, Bügeln, Bergsteigen“.
Christian Jund war früher selbstständiger Börsenhändler. Er gründete 1997 den FinanzBuch Verlag und 2004 den Riva-Verlag. Er expandierte und kaufte 2007 dem Süddeutschen Verlag drei Verlage ab (Redline, MVG und MI).
Bettina Wullfs Buch hat auf Amazon bei 450 Bewertungen nur 1,6 von 5 Sternen. War das vorauszusehen?
Das überrascht uns extrem. Die Leute können oft nicht unterscheiden zwischen ihm und ihr. Das ist beschämend. Das ist eine Frau, eine Mutter mit Kindern, die niemandem etwa getan hat. Die meisten haben das Buch nicht einmal gekauft oder gelesen, trotzdem posten sie auf Amazon unfaire Kommentare und Beschimpfungen.
Wie finden Sie das Buch selbst?
Es ist ein erstaunlich ehrliches und offenes Buch, das einen tiefen Einblick bietet in das Leben der Frau des Bundespräsidenten.
Haben Sie denn schon einmal mit Amazon gesprochen?
Ja, wir hatten schon Kontakt mit Amazon, bisher gibt es aber keine Resultate.
Arbeiten sie mit Ghostwritern zusammen, oder schreiben die Promis alles selbst?
Natürlich arbeiten wir mit Co-Autoren. Niemand will da einen falschen Eindruck erwecken oder sich mit fremden Federn schmücken. Bei dem Buch von Bettina Wulff war das Nicole Maibaum. Das steht sogar auf dem Cover.
Was sind die nächsten, großen Titel, die geplant sind?
Vor Weihnachten gibt es noch die eine oder andere Überraschung.
Wen hätten sie gerne gehabt, wozu es aber nicht kam?
Es gibt schon ein paar Leute, aber es ist schwierig, jetzt Namen zu nennen. Für uns ist wichtig: wo gibt es interessante Geschichten. Der Promifaktor ist für uns nicht ausschlaggebend. Wir hatten zum Beispiel die autorisierte Biographie von Sean Penn, die lief aber überhaupt nicht.
Geht es in ihrem Verlag nur ums Geschäft oder gibt es eine Form von Botschaft, die sie vermitteln wollen?
Natürlich haben wir eine Botschaft: gute, hochwertige Bücher, die die Leser unterhalten, Spaß machen und weiterbringen. Uns nur auf einen Krawallverlag zu reduzieren ist falsch. Unsere Autoren wissen, dass wir ein Verlag sind, auf den sie sich verlassen können.
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