: Riskante Kontrolle
Obdachlose müssen in Notunterkunft Sportplatzallee Papiere vorzeigen. Haben sie keine und sind sie verdächtig, dürfen sie auch bei Eiseskälte nur eine Woche bleiben
Die Sozialbehörde hat jetzt Meldungen der SPD bestätigt, wonach es in der Winternotunterkunft für Obdachlose an der Sportallee eine Ausweiskontrolle gibt. Menschen, die sich dort als obdachlos melden, würden nach „Namen und Ausweispapieren gefragt“, erklärt Behördensprecherin Katja Havemeister.
Könnten die Menschen sich nicht ausweisen und bestehe nach den Antworten und dem äußeren Eindruck „Zweifel am Hilfebedarf“, so müssten sie den Sachverhalt am folgenden Werktag in der zuständigen Sozialdienststelle klären. Dort, so Havemeister, erhielten sie bei „weiter bestehenden Zweifeln“ nur eine „vorläufige Bewilligung zur Übernachtung“ für „längstens eine Woche“.
Die Behördensprecherin betont, dass die 290 Plätze des Winternotprogramm „gut angenommen“ würden. Der SPD-Sozialexperte Uwe Grund hingegen fordert, die Kontrollen zu unterlassen. „Das reicht schon, damit etliche Obdachlose sagen, da gehe ich nicht hin“, ist er nach Gesprächen mit der Szene überzeugt. Begründet würden die Kontrollen mit dem Verdacht, dass Schwarzarbeiter aus dem Ausland dort Unterschlupf suchten. Doch dies rechtfertige das Vorgehen nicht. Grund: „Das Risiko ist zu groß, dass wir die Menschen tot auf dem Feld finden.“
Damit spielt er auf den Tod eines 40-jährigen Mannes an, der am Wochenende bei Minus 13 Grad in einem Zelt auf einer Wiese in Neugraben starb. Laut Havemeister ergab die Obduktion, dass der Mann nicht an Kälte, sondern an einer „Herzbeuteltamponade“ starb. „Dabei drückt Blut in den Herzbeutel hinein“, erläutert Staatsanwaltsprecher Rüdiger Bagger, der betont, dass ihm der schriftliche Bericht noch nicht vorliegt. Ob der Mann unter anderen Umständen noch zu retten gewesen wäre, könne er nicht sagen. Bei einer Herztamponade wäre anzunehmen, dass er „im warmen Bett bei der Sozialbehörde genauso stirbt wie draußen“.
„Wäre der Mann in einer Einrichtung gewesen, wäre die Herzkrankheit vielleicht aufgefallen oder man hätte einen Arzt gerufen“, hält Grund dagegen.
Zudem ist das Leben auf der Straße ungesund. Eine Studie der Medizinerin Frauke Ishorst-Witte von 2001 ergab, dass Obdachlose im Schnitt in Hamburg nur 45 Jahre alt werden und 30 Jahre früher sterben als Leute mit Wohnung. Kaija Kutter