: Risikofall Lemwerder
■ Gutachter: Nur 360 Arbeitsplätze im Dasa-Werk / Betriebsrat für Militäraufträge
Die Rettung des Dasa-Werks in Lemwerder durch eine Auffanggesellschaft ist mit erheblichen Risiken behaftet. Auch drastische Eingriffe bei Löhnen und Arbeitszeiten können das wirtschaftliche Überleben des Betriebs allein mit ziviler Flugzeugwartung nicht gewährleisten. Zu diesem Ergebnis kommt das im Auftrag der niedersächsischen Landesregierung erstellte Gutachten der Münchener Unternehmensberatung Roland Berger. Das Berger-Gutachten verlangt deshalb die Suche nach zusätzlichen Aufgaben.
Die Modellrechnungen Bergers ergeben einen Verbleib von rund 360 Beschäftigten im zivilen Wartungsbereich. Zur Zeit arbeiten in Lemwerder in ziviler und militärischer Wartung rund 1 200 Beschäftigte. Die Dasa will die militärische Wartung nach Manching bei München verlagern und sich aus der zivilen Wartung völlig zurückziehen. Noch in dieser Woche wollen Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder und der Vorstandschef der Deutschen Aerospace AG (Dasa/München), Jürgen Schrempp, über die Zukunft des Werkes verhandeln.
Laut Berger-Gutachten sind in Lemwerder „drastische Kostensenkungen von über 40 Prozent“ nötig. Löhne und Gehälter müßten um durchschnittlich 20 Prozent und Nebenleistungen an die Mitarbeiter „auf das gesetzliche Minimum“ gesenkt werden. Gleichzeitig weist die Studie darauf hin, daß die zur Auslastung nötigen rund 400 000 Arbeitsstunden im Jahr fast ausschließlich (80 Prozent) an lediglich drei Fluggesellschaften hängen. Diese hätten jedoch noch keine verbindliche Auftragsvergabe zugesagt. Notwendig sei ein „erheblicher“ Bedarf an Finanzmitteln für Investionen.
Der Dasa-Betriebsrat kritisierte, daß sich das Berger-Gutachten ausschließlich mit der zivilen Flugzeugwartung in Lemwerder befasse. Der Standort könne in seiner heutigen Größe nur gehalten werden, wenn sowohl die militärische Betreuung als auch die Umrüstungen ziviler Maschinen in dem Werk an der Untwerweser blieben.
Der Betriebsrat nannte das Gutachten trotzdem eine „tragfähige Grundlage für weitere Verhandlungen“ und betonte zugleich die Bereitschaft Niedersachsens, sich an einem neuen Unternehmen zu beteiligen. Allerdings gebe es „unterschiedliche Auffassungen in Detailfragen“. dpa
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