■ Kaum zu glauben: Risiko durch Ultraschall?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt aufgrund neuer Forschungsergebnisse vor Routine-Ultraschall während der Schwangerschaft: „Man kann sagen, daß selbst sorgfältige Forschung derzeit keinen Nutzen durch Routine-Ultraschall erkennen läßt, wohl aber die Möglichkeit eines ernsten Risikos“, heißt es in einem Brief von Mark Tsechkovski, Direktor der WHO in Kopenhagen.
Tsechkovski stützt sich unter anderem auf eine amerikanische Studie an über 15.000 Frauen. Die Wissenschaftler hatten untersucht, ob Ultraschall den Ausgang von Geburten verbessert. Doch der Nutzen von Ultraschall ließ sich nicht belegen. Frauen, die während der Schwangerschaft zweimal beschallt wurden, erlitten genau so viele Tot- oder Frühgeburten wie Frauen, die nicht beschallt wurden.
Nach einer australischen Studie ist sogar das Risiko, ein stark untergewichtiges Kind zu bekommen, deutlich erhöht, wenn Schwangere mehrfach und intensiv beschallt werden. Allerdings waren die australischen Frauen zusätzlich zum normalen Ultraschall Untersuchungen mit sogenannten Doppler-Geräten ausgesetzt. Diese Geräte arbeiten mit bis zu 100fach erhöhter Intensität.
Selbst der Humangenetiker und Ultraschallbefürworter Professor Hans-Dieter Rott lehnt Routine-Untersuchungen mit den intensiven Doppler-Geräten ab. Der Erlanger Professor ist Mitglied der Watchdog-Kommission, die Forschung zu Ultraschallrisiken auswertet. Anders als WHO-Direktor Mark Tsechkovski vermag Hans-Dieter Rott die „Möglichkeit eines ernsten Risikos“ allerdings nicht zu erkennen. Er hält eher die Erörterung desselben für bedenklich: „Da besteht die Gefahr, daß sich die deutsche Durchschnittsschwangere wieder völlig verrückt machen läßt.“
mk
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