piwik no script img

■ Sparschwein SanierungRippenschneiden

Als „Markenzeichen“ Berliner Sanierungspolitik bezeichnete hocherhobenen Hauptes noch im September Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) die behutsame Stadterneuerung. Fünf Sanierungsgebiete waren festgelegt, weitere sollten noch in diesem Jahr folgen. Denkste! Statt dessen meldet sich nun der Finanzsenator zu Wort. Ein Markenzeichen solle künftig allein der Neubau sein, so Pieroth, der damit einmal mehr seine Position unterstrich, den Bestand privat zu modernisieren oder gleich zu verscherbeln. Alles Ressortbuhlerei und halb so schlimm? Schon einmal, 1990, ertönte aus der Finanzverwaltung ein ähnliches Rauschen im Walde. Schon einmal stapelte die Bauverwaltung tief und verlor hoch: Behutsam oder gar sozial kann man die Stadterneuerung heute jedenfalls nicht mehr nennen. Wenn diese Stadt irgendwo eine Vision nötiger hätte, dann in der Bau- und Wohnungspolitik. Wo allenthalben Kleckern als Klotzen verkauft wird, wäre eine radikale Wende vonnöten. Vorschläge, auch kostensparende, gibt es zuhauf: Ausdehnung des sozialen Wohnungsbaus auf Kosten des zweiten Förderwegs bei gleichzeitiger Streichung der Steuervergünstigungen für Eigentumsmaßnahmen und Dachgeschoßausbau. Instandsetzung der leerstehenden Wohnungen und Vermietung an Obdachlose, statt den Betreibern von Läusepensionen das Geld in den Rachen zu schieben. Aber vielleicht soll gar nicht so sehr an der falschen Stelle gespart als vielmehr an der richtigen ausgegeben werden: Noch immer schließlich sind die Baupreise in Berlin um 56 Prozent höher als jene in Hamburg. Und noch vor kurzem, erzählt man sich vom Bausenator, habe er sich auf der Marienfelder Bierfete damit gebrüstet, dem Kollegen Pieroth einen erklecklichen Zuwachs aus den Rippen geschnitten zu haben. Uwe Rada

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen