piwik no script img

Rinks und lechts

Hannover (dpa/taz) — Der „typische Linke“ ist konfessionslos, zwischen 21 und 24 Jahre alt, wohnt mit seiner Freundin zusammen in Bremen und hat eine Abneigung gegen Gerhard Stoltenberg. Als „typischer Rechter“ gilt dagegen ein verwitweter, katholischer Rentner, der in seinem weniger als 10.000 Einwohner zählenden Heimatdorf in Bayern jeden Sonntag in die Kirche geht.

So beschreibt eine von einer Arbeitsgruppe an der Universität Hannover erstellte Studie einige charakteristische Eigenschaften der politisch links- beziehungsweise rechtsorientierten Bundesbürger. Als Basis für ihre Studie dienten den Wissenschaftlern die „Politbarometer“- Befragungen der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen von 1990. Aus den Befragungsdaten von mehr als 11.000 Wahlberechtigten in den alten Bundesländern ergab sich, daß die meisten Deutschen „rechts“ stehen: 36 Prozent stuften sich selbst als „eher rechts“ und nur 29 Prozent als „eher links“ ein. „Wir wollten nun untersuchen, welche Eigenschaften für diese sich selbst als Linke oder Rechte bezeichnenden Wähler typisch sind“, beschreibt Kolja Rudzio von der Arbeitsgruppe Wahlen das Ziel der Studie. Es zeigte sich, daß der Begriff „links“ sehr verschieden verstanden wird: Immerhin elf Prozent der selbsternannten Linken gaben als bevorzugte Partei die CDU/ CSU an, 0,6 Prozent sogar die Republikaner. Die überwiegende Mehrheit, fast 70 Prozent, tendierten jedoch zu den Sozialdemokraten, während die Rechten mehrheitlich die CDU/CSU bevorzugen.

Ein weiterer Zusammenhang scheint zwischen politischer Einstellung und Bildung zu bestehen: Je geringer die Schulbildung, so belegt die Studie, desto größer ist der Anteil der „Rechten“. Während der Linken- Anteil bei den Abiturienten am höchsten ist, verzeichnen die Konservativen bei denjenigen mit Hauptschulabschluß die meisten Anhänger. „Das heißt nun allerdings nicht unbedingt, daß die Rechten im Schnitt weniger gebildet oder gar ,dümmer‘ seien“, schränkte Rudzio ein. „Hier kommt der Alterseffekt hinzu: Ein Großteil der Rechten gehört zu der älteren Generation, und in dieser Generation wurde z.B. das Abitur seltener gebaut als heute üblich.“

Fest steht, daß der Anteil der „rechten“ Befragten mit zunehmendem Alter von Jahrgang zu Jahrgang immer größer wird und bei den über 70jährigen mit 46 Prozent seinen Höhepunkt erreicht. Die Jüngeren sind dagegen bis zum Alter von 39 Jahren überwiegend links, einzige Ausnahme: Die jüngste Generation der 18- bis 20jährigen. Hier sind Rechte ebensooft anzutreffen wie Linke.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen