piwik no script img

Richtiggestellt

■ betr.: „Der diskrete Charme der heutigen DDR-Forschung“ (An der Freien Universität Berlin eska liert der Streit um den „For schungsverbund SED-Staat“ er neut), taz vom 11.2. 98

In der taz werden in dem Artikel von Ralph Bollmann folgende Falschbehauptungen aufgestellt, die ich richtigzustellen bitte.

1. Es wird behauptet, daß Jochen Staadt mit Dokumenten die „SED-Unterwanderung der FU belegen wollte“. Diese Behauptung ist falsch. Richtig ist, daß Jochen Staadt bisher zu keinem Zeitpunkt versucht hat, mit Dokumenten die SED-Unterwanderung der FU zu belegen.

2. In Ihrem Artikel wird behauptet: „Immerhin hat die anhaltende Kritik den FU-Präsidenten dazu gezwungen, vor der Verlängerung den Forschungsverbund von auswärtigen Gutachtern bewerten zu lassen.“ Diese Behauptung ist falsch. Richtig ist, daß der FU-Präsident und die Gründer des Forschungsverbundes SED-Staat schon bei dessen Institutionalisierung im Jahre 1992 vereinbart haben, die Arbeit des Forschungsverbundes nach fünf Jahren evaluieren zu lassen.

3. In Ihrem Artikel wird behauptet, daß die wissenschaftlichen Studien des Forschungsverbundes im „Selbstverlag erscheinen“. Diese Behauptung ist falsch. Richtig ist, daß die wissenschaftlichen Studien des Forschungsverbundes im Akademie-Verlag Berlin und in weiteren Verlagen erschienen sind.

4. In Ihrem Artikel wird der Leiter der Berliner Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Peter Steinbach, folgendermaßen zitiert: „Havemann ist sehr wohl vertreten“, entgegnete Steinbach, „ich kann ja nichts dafür, wenn die Leute nicht richtig hinschauen.“ Diese Behauptung ist falsch. Richtig ist, daß Robert Havemann in der Ausstellung auf keiner Stelltafel zu sehen ist und daß das Auskunftspersonal der Gedenkstätte mehreren Personen zu verschiedenen Zeitpunkten im Mai/Juni 1997 mitgeteilt hat, Robert Havemann sei in der Ausstellung nicht vertreten. Klaus Schroeder, Forschungsverbund SED-Staat,

Freie Universität Berlin

Anmerkung der Redaktion:

1. Die These, die SED habe über das MfS, die SEW und die DKP zum Teil erheblichen Einfluß auf die FU ausgeübt, stellte Jochen Staadt erstmals öffentlich auf bei einem Vortrag, den er im Januar 1995 auf Einladung des Berliner Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen gehalten hat. FU-Präsident Johann W. Gerlach sah sich daraufhin veranlaßt, dem „Eindruck“ entgegenzutreten, „die FU sei erheblich von Inoffiziellen Mitarbeitern der Stasi unterwandert und durchsetzt“. Ob Jochen Staadt seine These „mit Dokumenten“ belegen konnte, weiß ich nicht. Ich nehme aber nicht an, daß der Brief auf die Feststellung abzielt, Jochen Staadt habe seine Ausführungen nicht belegen können.

2. Im Mai 1996 wurde im Akademischen Senat der FU von Kritikern des Forschungsverbunds ein Antrag eingebracht, den Verbund evaluieren zu lassen. Welche Vereinbarungen es 1992 auch gegeben hat – zur tatsächlichen Durchführung der Evaluation führte erst dieser Antrag, auch wenn der Präsident statt der darin benannten Gutachter schließlich andere Sachverständige benannte.

3. In dem von mir angeführten Zitat aus dem Evaluationsbericht heißt es, der Forschungsverbund habe „die redaktionellen und lektoralen (z.T. auch vertriebstechnischen) Leistungen selbst erbracht“. Die in Klammern gesetzten Worte, so verstehe ich das Gutachten, beziehen sich auf die „Zeitschrift des Forschungsverbunds SED-Staat“ und die „Arbeitspapiere des Forschungsverbunds SED-Staat“. Damit ist natürlich nicht in Abrede gestellt, daß eine weitere Publikationsreihe, die „Studien des Forschungsverbunds SED-Staat“, im Berliner Akademie-Verlag erscheint und Mitglieder des Verbunds selbstverständlich auch bei anderen Verlagen Arbeiten veröffentlicht haben. Der letzte Satz meines Beitrags sollte lediglich mein Erstaunen darüber zum Ausdruck bringen, daß die Gutachter ausgerechnet die Tatsache, daß der Forschungsverbund auch Publikationen im Selbstverlag herausgibt, als Zeichen seiner Leistungsfähigkeit wertet.

4. Peter Steinbach, den ich hier nur zitiert habe, hat weder behauptet, daß Havemann auf einer Stelltafel zu sehen sei, noch hat er gesagt, daß das Personal auf Havemann hinweise. Er hat lediglich gesagt, Havemann sei in der Ausstellung vertreten. Das ist auch der Fall, und zwar in einer Mappe, die die Besucher durchblättern können. Ralph Bollmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen