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Rhythmus und Tapferkeit

■ Bad Religion im Schlachthof: Gebeutelt

Eine Gruppe, die mit zweistündiger Verspätung ein Konzert beginnt, hat normalerweise mit wüsten Beschimpfungen aus dem Publikum zu kämpfen. Nicht so die kalifornische Hard-Core -Band Bad Religion im Schlachhof. Das Wetter war angenehm, vor der Tür gab es Getränke, die BesucherInnen nahmen es gelassen. Ein Schild über dem Eingang warb für Verständnis: Das Quintett hatte einen Autounfall.

Als die Männer aus Los Angeles dann gegen halb elf auf der Bühne erschienen, war die Kesselhalle zum Bersten gefüllt mit Erwartung. Etwas „steif vom Aufprall“ seien sie schon, erklärte Sänger Greg Graffin, aber sie hätten beschlossen, Vorgruppe, support act und Headliner in einem zu sein. Das war nicht zuviel versprochen.

Als wäre nichts gewesen, gingen Bad Religion gleich zur Sache. Gut, daß Drummer Pete Finestone offenbar am wenigsten abbekommen hatte, denn er erwies sich gleich zu Beginn als treibende Kraft des gut aufeinander abgestimmten Fünfers. Spielfreudig, als hätte er seit langem kein Schlagzeug mehr gesehen, riß er seine von Prellungen und

Muskelschmerzen geplagten Mitspieler mit. Auch mit nur einem Bass-Drum, was für metal-entlehnte schnelle Beats recht ungewöhnlich ist, entfachte Finestone ein präzises Rhythmus -Bombardement.

Daß bei einer Besetzung voc, git, git, b, dr die Gitarren dominierten, war klar, aber Mister Graffin vermochte den oftmals ultraschnellen und zumeist kurzen Stücken immer wieder seinen stimmlichen Stempel aufzudrücken. Sein Singvermögen und der Spaß, den er vermittelte, waren sympathische Ton-Tupfer im Klanggewitter des Abends. Überhaupt schienen die lockeren Jungs aus L.A. bestens aufeinander eingespielt zu sein. Gitarrist Gret Gurewitz allerdings konnte sich kaum bewegen - ihn hatte es auf der Autobahn am schlimmsten erwischt, als er schlafend durch den Tourbus geschleudert wurde.

Das Schlachthof-Publikum bescherte Bad Religion jedenfalls ein leicht zu bestreitendes Heimspiel. Vor der Bühne wogte die Menge. Und als in der zweiten Zugabe auch der Speed-Hit „Delirium of Disorder“ den neuen Tag einläutete, war die gute Laune perfekt. Cool J.F

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