■ Querspalte: Rettet die Tauben!
„Komm, Hansi, komm!“ Tausende Omas rufen sie, füttern sie, lieben sie. Wir aber töten sie. In Regensburg werden sie in Fallen gelockt, per „Massenhinrichtung“ (Stern) mit dem Hackebeil geköpft, im Müllbeutel kompostiert. Stromstöße in Hamburg, Giftköder in Konstanz, Heckenschützen in Augsburg, Hof, München, Osnabrück. Saarbrücken verfüttert sie an Raubtiere. Holländische Gemeinden (wir berichteten) verarbeiten sie zu Feinschmeckerpastete. Warum dieser Haß? Was hat uns das Täubchen getan?
„Bazillenbomber“, behauptet der Stern, winzigste Aerosole, die aus festgetrocknetem Kot durch die Luft wirbeln, den zum Kühlen rausgestellten Pudding auf dem Fenstersims mit höllischen Taubenschnupfenerregern (Ornithose) infizieren. Mit Salmonellen, mit Taubenzecken, mit Paramyxovirose und Kryptokokkose. Und unser heiliger Autolack. Korrosion durch Harnsäure im Kot. Milliardenschäden auch an Brücken und Bänken. Jetzt soll der finale Schlag geführt werden. Eine Bundesratsinitiative für ein bundesweites Fütterungsverbot. 30 Gemeinden sind Vorreiter. Den Omas wollen sie in den Arm greifen, Hansi aushungern. 28 Prozent aller Deutschen sind für die Taubentodesstrafe, 60 Prozent für Fütterungsverbote.
Wird hier das Symbol des Friedens und der Friedensbewegung ausgerottet? Kommt der anmutige Flieger und Briefbote, der dem Menschen seine armselige Bodenhaftung zeigt, aufs Schafott? Oder wird der geile Gurrer, der täglich „Dutzende Male koitiert“ (Stern), von verklemmten Bürokraten hingerichtet. Oder alles zusammen als multifaktorielles Tötungsgeschehen.
Wir brauchen keine Frauenhäuser. Wir brauchen Taubenhäuser! Kleine städtische Biotope, Schutz- und Schmusezonen für Tauben mit medizinischer Betreuung, Vitamingaben und Brutpflege. Ein Teil der gelegten Eier könnte zur Populationskontrolle durch Gipseier ersetzt werden. Für eine friedliche Koexistenz. Abrüsten! Mitfliegen! Mitbalzen! Komm, Hansi komm! Manfred Kriener
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