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Respighi in Farbe

■ Staatsorchester wetzt Orfeo-Scharte aus / Erstes Abo-Konzert

Am vergangenen Sonntag starb Leonard Bernstein. Marcello Viotti widmete deshalb das erste philharmonische Konzert dem seinem großen Kollegen. Der Zufall wollte es überdies, daß das Programm mit der „Akademischen Festouvertüre“ von Brahms eröffnet wurde — dem Debutwerk des jungen Dirigenten Bernstein. Das Orchester musizierte sie frisch und entspannt, wenn auch der Klang noch nicht so recht zum Blühen kam.

Und mit den ersten Takten des fünften Klavierkonzertes fand das Orchester zu einem farbigen, ausgewogenen Gesamtklang. Der für den erkrankten Bruno Leonardo Gelber eingesprungene Pianist Abdel Rahman El Bacha spielte leider recht spannungslos. Das lag sicher nicht nur an dem störenden Klackern des kaputten Ventilators, auch nicht am wirklich exzellent begleitenden Orchester. Dennoch: Der Gesamtklang war homogen, das Spiel kam weitgehend ohne romantische Soße aus.

Nach der Pause dann Ottorino Respighis „Pini di Roma“, eine groß besetzte, äußerst schwer zu spielende Tondichtung. Die Vorbereitung muß die Musiker viel Schweiß und Mühe gekostet haben. Das Ergebnis: Eine echte Glanzleistung — kaum zu glauben, daß das gleiche Orchester erst am vergangenen Freitag eine so langweilige Routineaufführung gespielt hatte, den ganz verungluckten „Orfeo“.

Von großer Wirkung waren die seitlich hinter dem Podium aufgestellten Trompeten und Buccinen, zauberhaft das Orchesterspiel im langsamen Satz, wunderbar die Bläsersoli (Klarinette, Trompete). Und Marcello Viotti erwies sich einmal mehr als Dirigent, der eine Menge zu sagen hat, das Geschehen kontrolliert und das Orchester zu einem mitatmenden Ganzen werden lassen kann. Gunnar Cohrs

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