Repression gegen russischen Journalisten: Golunow wieder auf freiem Fuß
Der Druck auf die russische Justiz im Fall des renommierten Reporters Iwan Golunow war erfolgreich. Der Hausarrest wurde aufgehoben.
Fahnder hatten behauptet, Golunow habe in seinem Rucksack und in seiner Wohnung Drogen gehabt. Untersuchungen seiner Haare und Fingernägel ergaben aber keine Anhaltspunkte für den Konsum. Die Ermittler veröffentlichten dem Vernehmen nach auch gefälschte Fotos von den Drogenverstecken in der Wohnung. Die Drogengeschichte galt als inszeniert, um den für seine Artikel über Korruption bekannten Journalisten mundtot zu machen.
Ivan Golunow hatte für sein Internetportal „Medusa“ etwa enthüllt, wie Polizei und Geheimdienstler sich im Beerdigungsgeschäft bereicherten. Deshalb war er nach Darstellung seiner Redaktion seit Monaten auch Drohungen ausgesetzt gewesen. Die Arbeit von Investigativjournalisten ist in Russland lebensgefährlich.
Der Menschenrechtsbeauftragte beim russischen Präsidenten, Michail Fedotow, sprach von einem „Sieg der Bürgergesellschaft“ in Russland. Der gesunde Menschenverstand, das Gesetz und die übergeordneten Behörden hätten sich durchgesetzt. Auch Präsident Wladimir Putin war von verschiedenen Seiten über den Fall informiert worden.
Innenminister Kolokolzew sagte, er werde bei Putin die Entlassung zweier Generäle der Polizei beantragen. Zugleich kündigte er Ermittlungen gegen die Polizei an. Die Polizisten stehen im Verdacht, Golunow die Drogen untergeschoben zu haben, um ihn an weiteren Recherchen zu hindern. Es stehen auch Vorwürfe im Raum, die Polizisten hätten ihn misshandelt.
Der Journalist, der unter anderem mafiöse Strukturen bei Polizei und Geheimdienst aufgedeckt hatte, war am Donnerstag festgenommen worden. Gegen die Festnahme hatte es international Protest gegeben. Der russische Journalistenverband begrüßte die Entscheidung des Innenministers. „Ich denke, das ist sehr wichtig für das Selbstwertgefühl der Bürgergesellschaft und für die Solidarität russischer Journalisten“, sagte Verbandschef Wladimir Solowjow.
Mehrere Zeitungen hatten auf ihren Titelseiten gegen die Festnahme Golunows protestiert. Zur Unterstützung der Arbeit Golunows soll es ungeachtet der Freilassung am 16. Juni eine Kundgebung in Moskau geben.
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